
Ausreden beim Ausmisten – mein Startsignal
Ausreden beim Ausmisten mit KundInnen schrecken mich nicht ab. Anders als meine KundInnen, die das Gefühl haben mit “ich kann mich einfach nicht trennen” sei bereits alles gesagt. Da wo für sie der Weg endet, fängt er für mich erst an. Denn mal zu Ende gedacht, was wäre denn die Alternative? Ich müsste nach Hause gehen.
Vorab gehört zu meiner mentalen Grundausstattung der felsenfeste Glaube, dass wir uns – bis der Deckel zugeht – verändern können. Wir sind immer fähig zu lernen. Nervige Verhaltensmuster abzulegen. Störende Angewohnheiten zu ersetzen. Behindernde Denkmuster aufzuweichen.
Als ich das erkannt habe, war ich – leider – schon in meinen 30ern. Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber ich bin mit dem Bewusstsein aufgewachsen, dass mit der formalen Bildung die gesamt Entwicklung abgeschlossen ist. Dass meine Person fix und fertig ist und ich “halt so bin”.
Dieses Denken wurde dann durch eine Frage erschüttert “Ja schon, aber wie willst Du sein?”. Wie wer will ich sein? Hab ich etwa eine Wahl?
Yep. Habe ich. Und als mir das klar wurde, war ich ganz und gar nicht begeistert. Weil: das heißt ja Arbeit. Also musste ich mich fragen, bin ich bereit, dieses Arbeit zu investieren. Denn wie ich eigentlich sein wollte, das wusste ich damals. Nach längerem Winden und Würgen habe ich mich dazu entschlossen, meinen Käfig zu verlassen.
Ich weiß also genau, wie sich diese inneren Beschränkungen anfühlen. Wie hilflos man sich vorkommt, aber wie bequem man es sich gleichzeitig auch macht. Und ich weiß, man kann sich davon lösen. Ich glaube auch, dass jede und jeder einzelne meiner KundInnen das kann. Und damit mache ich es ihnen nicht immer leicht.
Die 6 häufigsten Ausreden beim Ausmisten
Ich stelle also die in meiner Arbeit üblichen inneren Beschränkungen erstmal in Frage. Manchmal reicht das schon aus, um meine KundInnen in Bewegung zu setzen. Überrascht sehen sie alle aus. Was sie überrascht und auch ein wenig überrumpelt, ist einfach die Tatsache, dass ich die Beschränkung nicht als unumstößliches Gesetz anerkenne. Dann sehe ich sie denken “Könnte ich das auch? Das nicht als unumstößliches Gesetz ansehen?” Und dann folgt auch gleich der zweite Gedanke “Will ich das?” All das spielt sich binnen Sekunden ab. Die Reaktion zum Schluss zeigt mir dann, wo ich mit meinem Kunden, meiner Kundin losstarten kann.
Was also sind die häufigsten inneren Beschränkungen? Was sind die häufigsten Ausreden beim Ausmisten?
- Ich kann mich nicht trennen
- Dafür habe ich keine Zeit
- Ich bin halt so chaotisch/kreativ
- Das kann man mal brauchen
- Da hängen Erinnerungen dran
- Das ist noch was wert
Ich kann mich nicht trennen
Meine erste Frage ist da immer “Sagt wer?” Damit will ich die Gedanken zum Stolpern bringen. Der Satz wird so oft einfach daher gesagt und das mitgedachte Ausrufezeichen macht den Gedanken zum Postulat. Manchmal fange ich dann auch einen Blick auf der sagt “So, jetzt bin ich ja mal gespannt, wie Sie das mit mir anstellen wollen.” Die naiven zwei Silben “Sagt wer?” reichen für den Anfang schon mal.

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Ich kenne viele Möglichkeiten, diesem Satz und den damit verbundenen Beschränkungen zu begegnen. Zu Beginn empfehle ich meinen KundInnen die Umformulierung. Ganz im Sinne des Glaubens “Ich kann mich zu jeder Zeit und in jedem Alter verändern”. Statt: “Ich kann mich nicht trennen” einfach nur “Bisher konnte ich mich nicht trennen” denken. Das zeigt uns Möglichkeit eine Fähigkeit zu lernen, aber ohne den Anspruch sie auch gleich beherrschen zu müssen.
So beginnt für mich der Weg dort, wo für meine KundInnen bisher Schluss war.
Dafür habe ich keine Zeit
Ich würde niemals den Alltag meiner KundInnen beurteilen. Aber die Tatsache, dass ich um Unterstützung gerufen werde, zeigt mir ja: hier möchte jemand etwas verändern. Natürlich schauen wir uns dann an, warum es bisher alleine nicht geklappt hat und an welchen Schrauben wir drehen können.
Das Zeitthema ist immer ein Teil des Dilemmas. Aber ohne Zeit zu investieren, wird es keine Veränderung geben. Deshalb ist es unvermeidbar, an der Schraube “Zeit” zu drehen.
Für meine KundInnen habe ich eine grobe Formel, nach der sie abschätzen können, wieviel Zeit sie in ihr Ordnungsprojekt stecken müssen.
Ist das mal ausgerechnet überlegen wir, wie diese Zeit aufgebracht werden kann. Da sich ja die Stunden pro Tag nicht vermehren werden, wird eines schnell klar: sie werden auf etwas anderes verzichten. Zumindest für die Zeitspanne, in der sie an ihrer Ordnung arbeiten. Also machen wir uns auf die Suche nach Zeitfressern und Zeitinseln. Manchmal erarbeiten wir einen Wochen- oder Monatsplan mit konkreten Ordnungsterminen. Wenn gewünscht bekommen sie dann von mir einen freundlichen Schubs per SMS.
Ich bin halt so chaotisch/kreativ
Ich bin halt so. Dieser Satz ist wahr. Aber nur solange, bis er falsch wird.
Eine meiner Lieblingsbeispiele kommt aus der Mathematik: Alle mathematischen Gesetze gelten solange als wahr (=verifiziert) bis sie jemand als falsch beweist (=falsifiziert). Alle Gesetze gelten also nur bis auf Widerruf. Sogar die einfach Addition 1+1=2.
Solange wir uns selbst beweisen, dass wir chaotisch/unordentlich/schlampig sind, gilt das auch. Sobald wir anfangen uns selbst das Gegenteil zu beweisen, bröckelt dieses Gesetz. Ich finde das großartig.
Ist das also mal geklärt, mache ich mich mit meinen KundInnen auf die Suche nach den Möglichkeiten, das Gesetz zu falsifizieren:
Manche brauchen nur das Wissen, dass sie Veränderung möglich ist. Immer.
Manche brauchen Übungen bei Routinen.
Manche brauchen eine enge Begleitung, um zu Üben und zu Lernen.
Auch gesundheitliche Voraussetzungen spielen eine Rolle. Menschen mit ADHS haben z.B. oft ein Problem mit Ordnung. Aber auch für sie gibt es natürlich Möglichkeiten.
Ein wenig anders ist es mit der Aussage “Ich bin halt so kreativ”. Die beinhaltet zwar auch den chaotischen Teil, aber sie sagt auch “Ich brauche das alles – diese ganze riesige Auswahl – um meine Kreativität auszuleben.”
Ich glaube nicht, dass Kreativität nur im Überfluss funktionieren kann. Es gibt auch die Theorie, dass Kreativität erst im Mangel ensteht. Denn im Mangel fangen wir an Umwege zu finden und Probleme zu lösen. Also neues zu probieren – Fehler inklusive.
Ein anderer Aspekt der in dem Satz steckt ist: “Ich brauche das ganze Chaos um mich herum, um kreativ zu sein.” Während man kreativ ist – also während des Kochens, des Malens, des Bastelns – gerät die Ordnung natürlich zeitweise in Unordnung. Denn da wo wir Dinge auseinandernehmen und ewas Neues kreieren, muss es zwangsläufig den Zustand des Chaos geben (interessant übrigens: der griechische Begriff “chaos” heißt eigentlich “leerer Raum”). Danach spricht aber nichts dagegen, die Dinge wieder in einen geordneten Zustand zu bringen. Sie sind deshalb trotzdem noch ein kreativer Mensch. Sie müssen also keine Sorge haben, dass Sie deshalb plötzlich zum pedantischen Kontroll-Freak mutieren. Außer: Sie wollen das. Siehe oben.
Keine Angst vor Veränderung
“Es ist nicht gesagt, daß es besser wird, wenn es anders wird. Wenn es aber besser werden soll, muß es anders werden.”
Dieser Satz des Physikers Georg Christoph Lichtenberg (1742–1799) ist so wahr und so einfach. Wenn unsere Strategien uns nicht dahin führen, wo wir hin wollen, sind wir gut beraten, unsere Strategien zu ändern.
Auch Ausreden zu verwenden ist eine Strategie. Denn sie bedeutet, dass wir uns an den falschen Hebeln abmühen.
Ausreden helfen uns schlicht bei unserer inneren Argumentation und das Ziel ist immer: “Ich will mich nicht verändern.”
Die Angst vor der Veränderung hat nicht immer nur mit der Scheu vor der Mühe zu tun. Sie entsteht auch aus der Furcht, die eigene Persönlichkeit zu verlieren. Was bleibt von mir, wenn ich mich verändere? Verbiege ich mich nicht, wenn ich mich verändere? Das sind berechtigte Fragen. Ich beantworte sie in aller Kürze so:
Eine Veränderung, die mich als Person befreit ist ein Gewinn. Eine Veränderung, die mich als Person einengt ist ein Zwang.
Zu den Ausreden beim Ausmisten 4 und 5: “Das kann man mal brauchen”, “Da hängen Erinnerungen dran” habe ich schonmal ausführlich in meinem Blog geschrieben.
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