
Happy Birthday Katrin schafft Platz
Jetzt sind es schon acht Jahre. So lange gibt es Katrin schafft Platz. Vor acht Jahren war ich mir gar nicht so sicher, ob ich mir meiner Idee Erfolg haben würde. Es war ein Experiment. Ein Versuch, eine völlig neue Dienstleistung anzubieten. In den USA und Großbritannien schon als professional organiser bekannt. Aber hier in Österreich?
Ein Sprung – nicht unbedingt ins kalte Wasser, aber ein Sprung. Das Verrückte dabei: ich wollte eigentlich nie selbständig sein. Das Risiko lag schwer in der einen Waagschale. In der anderen Waagschale lag eigentlich – nichts.
Ich werde zum ersten Mal seit der Gründung von Katrin schafft Platz meinen Gründungsmonat feiern. Für mich gehört dazu, zu erzählen, wie es denn überhaupt dazu kam. Und dafür möchte ich richtig weit ausholen.
Wie alles begann mit dem Ordnung schaffen
Ich hab schon wirklich viel gemacht in meinem Leben. Was ich lange als Manko an mir selbst wahrgenommen habe, ist für mich heute eine große Schatzkiste: meine Lust Neues auszuprobieren und meine Bereitschaft mich zu lösen. Viele Jahre habe ich damit gehadert, dass ich nicht verbissen genug bin. Ich habe lieber einen neuen Job gesucht, anstatt lange um mehr Verantwortung und einen Aufstieg zu kämpfen. Lieber eine neue Berufsidee verfolgt, anstatt für mehr Abwechslung in meinem Job zu sorgen. Ich war einfach keine Bleiberin. Ich war eine Geherin.
Meine Schwester hat mal zu mir gesagt, als ich zum x‑ten Mal mit meiner Unstetigkeit gehadert habe: “Du bist halt eine Suchende”. Nur – würde ich jemals finden, was ich suche?
Hier also meine Kurzbiographie:
Gymnasium: Naja – dazu muss ich nicht viel sagen. In meiner Erinnerung, hab ich viel gelernt, was ich nie brauchen würde. Und viel nicht gelernt, was mir nützlich gewesen wäre.
Verlagslehre: nach der Schule endlich die Möglichkeit, praktisch zu arbeiten. Eine tolle Erfahrung.
Au-Pair in London: Puh – sich mit 21 in eine fremde Familie einfügen. Ging gar nicht. Und dauerte auch nur 3 Monate. Weil ich aber auf gar keinen Fall nach Deutschland zurück wollte, habe ich mir einen Job gesucht. Eine Freundin hat mir gezeigt, wie man Teller trägt und so bin ich von Hotel zu Hotel marschiert, habe mich vorgestellt und hatte ruckzuck einen Job. Anstrengend und irre schlecht bezahlt. Aber egal. Ich konnte in London bleiben – meiner damaligen großen Liebe.
Ein Schritt zurück
Gastronomie in London: nach 6 Monaten ging mir das Geld aus. Die Arbeit war so schlecht bezahlt, dass ich auch meine ganzen Ersparnisse aufgebraucht hatte. Ein kurzer Zwischenstopp in der Anzeigenabteilung der Süddeutschen Zeitung hat mir noch etwas Luft verschafft, aber irgendwann musste ich doch meine Koffer packen. Im Flugzeug nach München habe ich Rotz und Wasser geheult. Ich musste wieder bei meinen Eltern einziehen. Was für ein Mist.
Nach einer kurzen Phase in München und Jobben bei einer Zeitarbeitsfirma (damals konnte man dort noch wirklich gut verdienen), landete ich zum
Studium in Dresden: Das war sicher nicht meine erste Wahl. Es war kurz nach der Wende und ich hatte überhaupt keinen Bezug zu Ostdeutschland. Mein erster Trip zum Zweck der Wohnungssuche war sehr ernüchternd. Ich stellte mich auf vier Jahre Unglück ein. Aber ich ging. Und es gefiel mir. Dresden war so anders als München. Ich genoss diese Andersartigkeit, fand tolle Freunde und Freundinnen, hatte sofort einen Job bei der Sächsischen Zeitung und mochte mein Studium.
Mein neues Zuhause
Aber irgendwann nagte doch die Unzufriedenheit an mir. Ich fühlte mich nicht mehr wohl und dieses Gefühl wollte nicht verschwinden. Das Schicksal winkte mir in Form einer Reisezeitschrift. Dort gab es ein ausführliches Stadtporträt von
Wien: Ich verliebte mich und war bereits 6 Monate später an der Uni Wien eingeschrieben und Teil einer schrägen WG.
Wien sollte meine Konstante bleiben.
Nach dem Studium sollte es aber nun wirklich steil mit der Karriere bergauf gehen – fand ich. Ich bekam einen Job als
Messekoordinatorin bei der Messe Wien: Organisieren, Projekte von A bis Z durchziehen – das war mein Wunsch und mein Talent. Messen organisieren also genau das Richtige. Leider ging es aber mit der Karriere nicht steil bergauf. Ich stapfte auf einem Plateau. Viele Versprechungen und Vertröstungen haben mich eine Weile bei der Stange gehalten. Aber dann war es Zeit für mich, die Reißleine zu ziehen. Ich wollte raus, reisen, was ganz anderes machen. Und das tat ich. Ich plante mit einer Freundin eine große Asienreise. Der Job war gekündigt, die Flüge gebucht, die Impfungen erledigt. Da bekam ich in der Arbeit einen Anruf von meiner Freundin – sie könne nicht mitkommen, das Geld sei zu knapp.
Was tun? Meine Kündigung hätte ich sicher zurückziehen können. Aber ich konnte schon in der Vorstellung den schalen Geschmack des Rückzugs nicht ertragen.
Ich wusste gar nicht, wie viel Mut in mir steckt
Mein jetziger Mann meinte am Telefon lapidar und völlig richtig “Dann fahr halt alleine.” Ja genau. Warum eigentlich nicht. So müsste ich nicht nach Indien und könnte ich gleich
nach China, wäre völlig unabhängig und frei in meinen Entscheidungen. Also flog ich alleine. Großartige Entscheidung und tolle Erfahrung. Von dieser Zeit habe ich viele Jahre gezehrt. Und: ich habe mir alles zugetraut. Wenn ich ohne Chinesisch-Kenntnisse in die entlegensten Dörfer und wieder raus fand und das über Wochen völlig alleine – was sollte mir da noch Angst machen? Ich würde alles meistern.
Zurück in Wien: dann großer Katzenjammer. Wie konnte es sein, dass hier alles gleich geblieben war, wo ich mich doch so verändert hatte. Das habe ich schier nicht ausgehalten. Ich war völlig durcheinander. Gleichzeitig sollte auch noch ein Plan für meine Zukunft her. Was wollte ich? Was kann ich? Ich hatte keine Angst. Aber dass ich keinen Weg vor Augen hatte, hat mich in ein großes Loch gestürzt. Endlich kam eine Idee: ich wollte
Radio machen: in Österreich leider unmöglich. Bei Ö1 sagte man mir, mit meinem bundesdeutschen Akzent hätte ich keine Chance. Mein geliebtes Wien verlassen? Das würde so, so schwer werden. Aber ich ging. Und zwar nach Berlin. Beim Privatsender Spreeradio Berlin bekam ich ein Praktikum. Ich hab dort von Tag 1 wahnsinnig viel gelernt: Beiträge bauen, Beiträge sprechen, Beiträge schneiden, Interviews führen – es war wirklich großartig. Aber mit zarten 30 nochmal für lau arbeiten, hat schon an mir genagt. Nach dem Praktikum sollte also mal langsam auch Geld reinkommen.
Wo soll das Geld herkommen?
Meine Ersparnisse? Schon wieder komplett futsch. Aber es wollte und wollte mir nicht gelingen, meine Radiobeiträge zu verkaufen. Ich war völlig überfordert, probierte dies und das, verband mal eine Chinareise mit Recherchen über jüdische Emigranten in Shangai und verkaufte irgendwann doch ein paar Beiträge. Aber ich musste erkennen: es würde nicht reichen.
Vor allem aber war ich sehr einsam in Berlin. Völlig ohne Anker. Dazu schien mir mein Radiowunsch immer mehr zu entgleiten. Ich musste weg. Zurück nach Wien. Ich hatte Glück. In meiner größten Verzweiflung fand mich das Jobinserat eines Startups: Reiseredakteurin für Internet-Reiseführer gesucht. Das war ich. Die hätten auch gleich schreiben können: Katrin gesucht. Ich bekam die Stelle und war
Reiseredakteurin in Wien: Wir sind im Jahr 2005 und ab jetzt geht es eigentlich ganz schnell. Die Insolvenz des Start-Ups stellt mich diesmal ganz ungewollt vor einen Neuanfang. Inzwischen hatten mein Mann und ich zwei Kinder. Die waren klein. Ich selbst schon 40. Wer würde mich einstellen? Mit dieser komischen Erwerbsbiographie? Zwei kleinen Kindern? Mit 40? Und viel schlimmer: Was wollte ich eigentlich machen?
Ich durfte mir Zeit nehmen und überlegen. Und so kam mir das Gespräch mit einer Freundin in den Sinn. Der hatte ich erzählt, dass ich einer gemeinsamen Freundin beim Ausmisten helfen wolle. Freundin 1 war schon immer ziemlich up-to-date und meinte: “Na mach das doch beruflich. Als professional organiser.” Da haben wir noch drüber gekichert.
Vorreiterin als professional organiser
Wie wunderbar sich doch die Dinge manchmal fügen. Das Gespräch fiel mir wieder ein. Wie hießen die noch? Irgendwas mit organiser? Professional organiser! Ich machte mich auf die Suche und entdeckte KollegInnen in Deutschland. Beim Ordnungsservice gab es bereits einige Frauen, die genau das machten: Menschen beim Loslassen von Ballast helfen. Ich hatte meinen Weg gefunden. Jetzt musste ich nur noch Schritt für Schritt alles in die Wege leiten. Mein Berater beim Gründungsservice war skeptisch “Na, ob Sie das glücklich macht.…” Aber ich hatte ja nur Plan A. Also einfach weitermachen. Auf keinen Fall wollte ich meinen neu gewonnenen Horizont aufgeben.
In Österreich war ich die erste. Das habe ich als Chance gesehen. Ich konnte einen Weg beschreiten, den hier noch niemand gegangen war. Ich hatte keine Konkurrenz. Ich war exotisch. Die Leute waren neugierig, wenn ich von meinem Beruf erzählte.
Aber es hatte auch niemand eine Ahnung, dass es so eine Dienstleistung überhaupt gibt. Also suchte auch kaum jemand danach. Selbst ich hatte keine richtige Idee, wie ich meine Dienstleistung nennen sollte. Professional organiser kam nicht in Frage. Das neue Gewerbe, das ich in Österreich gegründet habe, bekam die Bezeichnung “Aufräumcoach”. Bis ich mit der Bezeichnung warm geworden bin, hat es etwas gedauert.
Im zweiten Jahr hatte ich gerade mal drei Aufträge, im dritten vielleicht 15. Im vierten waren es 100% mehr – aber halt trotzdem doch nur 30.
Obwohl die Sache nur langsam in Schwung gekommen ist, habe ich nicht einen Moment daran gedacht, aufzuhören. Was anderes zu machen. Zu gehen. Noch nie habe ich mich so sicher gefühlt, in dem was ich tue. Und das ist für mich das beste Zeichen, dass ich keine Suchende mehr bin. Ich habe gefunden.
Inzwischen habe ich meinen Schwerpunkt gefunden. Gleichzeitig darf ich immer wieder Neues dazulernen.
Meine Expertise: Mut zur Entscheidung
Ich habe mir schon sehr bald die Frage gestellt, wie ich meinen KundInnen helfen kann, gute Entscheidungen zu treffen.
Denn Ausmisten heißt sich entscheiden.
So habe ich meinen Schwerpunkt gefunden: was brauche ich, um die für mich richtige Entscheidung zu treffen? Wie spüre ich, ob eine Entscheidung gut ist? Wo finde ich den Mut, Entscheidungen zu treffen? Wie gehe ich mit meiner Angst vor Fehlentscheidungen um? Was lerne ich über mich und meine Entscheidungen beim Aussortieren?
Als ich mich selbständig gemacht habe, hatte ich wenig Vorstellung davon, wie groß die Veränderungen durch meine Arbeit sein können. Nicht alle KundInnen sind gleich bereit dafür. Manche brechen auch ab, weil es noch zu früh ist. Aber umso größer ist die Freude, wenn die Veränderung gelingt und ich Teil davon bin. Und noch viele Jahre sein darf.
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Ich bevorzuge ja den Begriff “Bestandsaufnahme” statt Ausmisten. Wenn Sie wissen möchten, was für mich der Unterschied ist und wie Sie die für sich richtigen Entscheidungen treffen können, dann schauen Sie doch in meinen kompakten Ratgeber “Die drei Säulen der Ordnung”.
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Eine Antwort auf Professional organiser? Nie gehört!
Grandios! Mehr sag ich nicht. Gratuliere Katrin , du hast den absolut richtigen Job. Schön dass es dich gibt!