![Beruf Aufräumcoach](https://www.katrin-schafft-platz.at/wp-content/uploads/2021/02/Beruf-Aufraeumcoach.png)
Es gibt ja wirklich komische Berufe. Mein Beruf Aufräumcoach zum Beispiel. Wie kommt man denn auf sowas? Braucht das überhaupt jemand? Aufräumen kann man doch wirklich selbst. Womit Leute so alles Geld machen! Naja, aber leben kann man davon ja wahrscheinlich eh nicht.
Ja – solche Sachen lese ich manchmal, wenn ich auf Facebook etwas poste. Vor allem, wenn ich eine Anzeige schalte.
Nun, die erste Frage: “Wie kommt man denn auf sowas” stellen mir auch JournalistInnen und KundInnen. Immerhin hatte ich ja mal was Anständiges gelernt (Verlagskauffrau) und auch studiert (Publizistik und Anglistik). Aufräumcoach zu werden, schien also wirklich nicht der logische nächste Schritt zu sein. Noch dazu als erste in Österreich.
Wie war das also damals 2012? Es ist eigentlich eine Gründungsgeschichte, wie viele. Ich hatte ein Problem und musste eine Lösung finden.
Klassischer Ausgangspunkt: kleine Kinder, keinen Job
Das Problem: Ich 40, zwei kleine Kinder (1,5 und nigelnagelneu), Arbeitgeber in Insolvenz: ergo ich ohne Arbeit. Ich hatte Lust auf viele Sachen. Am liebsten hätte ich damals bei Fair Trade Österreich angefangen. Oder auch wieder in einem Verlag. Leider war meine Erwerbsbiographie eher – ähm kurvig. Die ArbeitgeberInnen verzehrten sich also nicht gerade nach mir. Zumindest nahm ich das an. Das und einen mühsamen Bewerbungsmarathon.
Ich brauchte einen Plan B.
Die Lösung: Ich besuchte Coachings, las Bewerbungsratgeber, machte Mind Maps, grübelte laut und leise. Und dann kam die Idee ganz frech um die Ecke: ich bot einer Freundin an, ihr beim Ausmisten zu helfen. Eine andere Freundin scherzte “mach das doch beruflich” (diese Freundin war und ist immer up-to-date und hatte damals schon Berichte über ‘professional organiser’ gesehen).
“Ja, klar – hahaha.”
Irgendwann – ein halbes Jahr später – schoss mir dieses Gespräch wieder durch meine Gedanken. Ich saß gerade am Computer und tippte einfach mal ‘professional organiser’ ein.
Wow – da gab’s ja schon richtige Berufsverbände. Sogar eine Vereinigung in Deutschland! Verrückt. Es gab also schon Menschen, die damit Geld verdienten. Plan B war gefunden!
![](https://www.katrin-schafft-platz.at/wp-content/uploads/2022/04/Ordnungsroutinen-und-Strategien-1.png)
Ordnung halten ganz nebenbei?
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Ab diesem Zeitpunkt habe ich mich nur noch um die Gründung von “Katrin schafft Platz” gekümmert. Das Grübeln und Zweifeln hatte ein Ende. Jetzt war mein Weg klar. (Übrigens ist diese Geschichte ein wunderbares Beispiel dafür, wie Intuition funktioniert. Wir nehmen alles in uns auf und es taucht im genau richtigen Moment auf. Vor allem Menschen, die wie verrückt Informationen, Artikel und Zeitungsausschnitte sammeln könnte das Mut machen, sich von ihrem Wust an Information zu trennen.)
Mein Beruf Aufräumcoach – einfach unnötig, oder?
Mich selbständig zu machen kam in meiner Gedankenwelt bis zu diesem Zeitpunkt überhaupt nicht vor. Um ehrlich zu sein wollte ich mich sogar nie selbständig machen. Soviel Verantwortung, keine sicheres Gehalt. Schon allein, dass ich das plötzlich zaghaft andachte, war schon ein riesen Schritt für mich.
Heute ist “Katrin schafft Platz” das, was ich beruflich bisher am längsten mache. Meine Bauchentscheidung war also genau richtig (wie eigentlich alle Bauchentscheidungen).
So war das also damals. So also kommt man auf sowas.
Stehen noch die Fragen “braucht das überhaupt jemand?”; “kann man nicht selbst aufräumen?” und “Kann man davon leben?” aus.
Die Frage, ob jemand einen Aufräumcoach braucht, ist ja eigentlich unnötig. Offenbar – denn sonst gäbe es mich und meine KollegInnen nicht. Aber es geht ja auch gar nicht um die Frage. Sondern darum, sich hämisch über Menschen lustig zu machen.
Einerseits über Menschen, die so einen doofen Beruf, wie meinen haben.
Andererseits über Menschen, die sowas Banales wie Aufräumen und Ordnung halten einfach nicht auf die Reihe kriegen. Was für Looser!
Meine Rückfrage ist meist “Wobei haben Sie sich denn schonmal Unterstützung geholt?” Es ist doch völlig wurscht, wobei wir Unterstützung brauchen. Und ist es nicht toll, dass es schon für soviele Bereiche Unterstützung gibt? Dass wir uns nicht durch alles alleine wurschteln müssen? Dass wir Denkarbeit abgeben können, an Menschen, die Expertise besitzen?
Hab ich ein Problem, such’ ich mir ExpertInnen
Ich z.B. bin oft ratlos, wenn es um unsere Kinder geht. Niemand bringt einem Erziehung bei. Wir können Dinge von unseren Eltern übernehmen, oder beschließen, überall genau das Gegenteil zu machen. Und dann stellt man fest, dass die Kinder irgendetwas ganz anderes brauchen.
Warum soll ich da lange rumrätseln? Es gibt Menschen, die kennen sich aus und haben massig Erfahrung. Also marschiere ich dahin und lasse mich beraten.
Ja, könnte mir auch peinlich sein.
“Du musst doch am Besten wissen, was für Deine Kinder gut ist”. Nein – manchmal weiß man das am Schlechtesten, weil man sie wie verrückt liebt und nicht klar sehen kann.
“Was – Du hast Probleme mit Deinen Kindern?” Äh ja. Und ich gehe mal davon aus, dass ich nicht die Einzige bin. Ich hab gar nicht soviel Zeit, die ich mit Schämen verplempern könnte. Außerdem: die Probleme die ich habe, sind ja nicht neu. Ich darf also davon ausgehen, dass ich nicht höre “Was um Gottes Willen – das ist ja das Schrecklichste, was ich je gehört habe.” Ich bin eine von vielen. Ich darf mich darauf verlassen, dass ich nicht verurteilt werden, wenn ich meine Fragen stelle. Meine Unsicherheiten präsentiere. Von den immer gleichen Konflikten berichte, zu denen ich keine Lösung finde.
Weniger Scham – aber der Wille zu verändern
Ich finde es großartig, dass sich kaum noch Menschen wortreich für ihre Unordnung entschuldigen, wenn sie mich anrufen. Klar – unangenehm ist es vielen. Aber mir scheint, die Scham ist nicht mehr so übergroß. Man ist kein unmöglicher Exot, wenn man einen Ordnungscoach zu sich ruft.
Bei meiner Arbeit geht es auch weniger um das schlichte Aufräumen, sondern darum die Grundlagen dafür zu schaffen. Das heißt in den allermeisten Fällen: Ausmisten.
Ausmisten heißt:
- Entscheidungen treffen.
- Genau wissen, wozu ich diese Entscheidungen treffe.
- Die eigenen Bedürfnisse genau kennen.
Das macht schon deutlicher, warum Ordnung halten nicht für alle Menschen eine einfache, banale Angelegenheit ist. Soviel also zur Frage “Kann man nicht alleine aufräumen?”
Bleibt noch “Kann man davon leben?” Ja – kann man. Ich wär ja sonst verrückt, wenn ich seit 2012 auf einem sinkenden Schiff sitzen bliebe, oder?
PS: Wenn Sie mal Zeit haben, dann empfehle ich die Liste der freien Gewerbe – da sind wirklich schräge Berufe dabei.
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Und übrigens: wir misten nicht aus. Wir machen eine Bestandsaufnahme: des Lebens, der Wünsche und der Bedürfnisse.
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