Mit dem Ausmisten anfangen funktioniert in Gedanken wunderbar. Aber die Praxis ist irgendwie immer so anders, als unsere Gedankenwelt. Wenn der Anfang nicht wäre, dann wären wir mit vielen Vorhaben schon fertig. Ist doch so. Bei vielem – nicht bei allem – ist die Hürde, den ersten Schritt zu gehen, absurd hoch. Gründe gibt es dafür natürlich ausreichend. Zumindest solange wir uns nur im Gespräch mit uns selbst befinden. Würde uns eine gute Freundin oder ein guter Freund seine Liste an Wenns und Abers vortragen, wir hätten einen Koffer voller Ratschläge parat. Aber bei uns selbst funktioniert das irgendwie nicht. Oft können wir uns selbst nicht so aufmunternd an der Hand nehmen, wie wir es bei einer anderen Person ganz selbstverständlich tun würden. Auch das: eigentlich absurd.
Es war einmal: der Anfang, der begeistert
Vielleicht können Sie sich noch daran erinnern, wie es sich als Kind angefühlt hat, etwas anzufangen? Ich weiß z.B. noch sehr gut, wie sehr ich es geliebt habe, ein neues Heft zu beginnen. Selbst für Fächer, denen ich nicht in rasender Begeisterung verbunden war, wie Latein oder Chemie. Ein neues Heft kam immer mit einem Versprechen: es von Anfang bis Ende fehlerlos zu führen. Ein Anfang war für mich immer etwas Wunderbares. Alles konnte geschehen. Ich war voller Motivation und Begeisterung – und es war ziemlich egal, worum es sich handelte.
Inzwischen ist das natürlich anders. Ein Anfang löst nicht mehr automatisch diese Begeisterung und den Tatendrang aus. Dafür habe ich zu oft mit mir selbst die Erfahrung gemacht, dass ich eben nicht drangeblieben bin. Ich bin vorsichtiger mit mir selbst geworden. “Vorsicht Katrin, bloß nicht zuuuu begeistert sein. Wer weiß, ob Du durchhältst”. Ja, so redet es manchmal in mir.
Der Anfang, der nicht zu finden ist
Es gibt aber auch noch andere Gründe, warum der Anfang so ein Hund ist. Weil er sich versteckt. Bei einem neuen Heft ist der Anfang die erste Seite. Aber wo ist der Anfang, wenn man eine neue Geschäftsidee hat? Wo beginnt man, wenn man sich beruflich umorientieren möchte? Wo beginnt man beim Ausmisten? Nirgendwo ist eine Tür zu finden, über der “Eingang” steht. Dabei wäre es so hilfreich, wenn wir nur wüßten, wo es am besten wäre anzufangen. Jetzt gibt es drei Möglichkeiten.
- Wir fangen einfach irgendwo an und arbeiten von dort weiter, im Vertrauen darauf, dass allein durch unser Tun und Dranbleiben ein roter Faden zutage tritt.
- Wir fangen an. Finden, der Erfolg stellt sich nicht schnell genug ein. Hören auf. Fangen woanders an. Finden, der Erfolg stellt sich nicht schnell genug ein. Hören auf.…..Fortsetzung folgt – leider.
- Wir suchen unermüdlich nach dem besten Anfang. Dafür tun wir allerhand. Wir lesen noch einen Ratgeber. Wir fragen noch einen Freund nach seinem Rat. Wir überarbeiten zum x‑ten Mal die To-Do-Liste. Wir warten auf einen noch freieren Tag, mit noch angenehmeren Temperaturen. Mit anderen Worten: wir machen uns abhängig von äußeren Bedingungen.
Ich kenne alle drei Wege aus eigener Erfahrung. Am vertrautesten ist mir Weg Nummer 2. Nummer 1 habe ich mir inzwischen erarbeitet. Anderen Menschen ist er in die Wiege gelegt und sie haben ihn nicht verlernt. Ich bin sicher, auch mir war er in die Wiege gelegt, aber ich habe ihn verlernt. Aber das Wunderbare an uns ist, alles was wir verlernt haben, können wir wieder lernen. Also habe ich beschlossen, es einfach so zu machen, wie ich es als Kind ja bereits konnte. Anfangen, ohne den schnellen Erfolg zu erwarten.
Stolperstein Erfolg
Der Stolperstein Erfolg ist lange mein Begleiter gewesen. Wenn ich etwas anfange, habe ich zu Beginn immer recht schnell Erfolg gehabt. Sei es mit neuen Sprachen oder neuen Sportarten. Nur irgendwann hatte ich ein Plateau erreicht, von dem ich irgendwie nicht runterkam. Inzwischen weiß ich, dass ich schlicht zu wenig Biss hatte, das Plateau zu durchschreiten und dann den nächsten Lernerfolg zu genießen. Ich habe es als Stagnation empfunden und gedacht, dass ich offenbar mein Limit erreicht habe. Schön blöd. Wäre ich drangeblieben könnte ich heute entweder richtig gut Spanisch, Italienisch oder Chinesisch.
Ordnung halten ganz nebenbei?
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Was ich heute weiß (und ich bin wirklich dankbar, dass ich es erfahren habe) ist: Erfolg stellt sich zwangsläufig ein, wenn man einfach immer weitermacht. Natürlich sind die Ausmaße unterschiedlich. Eine andere Person wird mit gleichem Zeit- und Energieaufwand ein Sprache oder ein Instrument schneller und besser beherrschen. Aber genau das ist der Fallstrick, der oft zum Stolperstein Erfolg gehört: der Vergleich mit anderen. Nicht ganz einfach, beidem aus dem Weg zu gehen.
Stolperstein Perfektionismus
Schreiben Sie Listen? Haben Sie schon viele Ratgeber gelesen? Machen Sie ausgeklügelte Pläne? Dann steht Ihnen vermutlich Ihr Perfektionismus im Weg. Perfektionisten rühmen sich ja gerne manchmal selbst, wegen ihres Drangs alles Tiptop zu machen. Aber oft steckt dahinter auch eine Ausrede. Wer nur in der perfekten Vorbereitung verharrt und nie zum Handeln kommt, schiebt den Perfektionismus eventuell nur vor. Irgendwo habe ich den Spruch gelesen “Mach’s nicht perfekt, machs fertig.” Hat mir gefallen. Mal ganz davon abgesehen, dass es perfekt nicht gibt. An dieser Stelle verweise ich auch mal wieder auf die Pareto-Regel, die besagt, für die letzten 20% brauchen wir noch viermal soviel Zeit und Energie, wie für die ersten 80%. Also, wie wäre es, erstmal die 80% anzustreben und dann weiterzusehen?
Der Anfang ist da wo Sie anfangen
Was braucht es also, um den Anfang zu finden. Ich glaube, es braucht einfach nur die Entscheidung anzufangen. Schauen Sie sich mal die beiden Stolpersteine an. Wenn Sie den Stolperstein Perfektionismus betrachten, wofür entscheiden Sie sich dann? Sie entscheiden sich, sich vorzubereiten. Dagegen ist nichts zu sagen. Aber irgendwann muss eben eine andere Entscheidung getroffen werden.
Beim Stolperstein Erfolg entscheiden Sie sich dafür, Erfolg zu haben. Ich weiß, ich weiß – der innere Entschluß erfolgreich zu sein ist eine gute Voraussetzung. Aber er sollte eben nur eine Voraussetzung sein. Also etwas, das im Voraus geschieht, damit danach was passiert.
Ich weiß noch, als ich meine allererste Kundin besuchte. Sie zeigte mir ihre Wohnung und war wirklich verzweifelt. Überall lag Spielzeug herum, der Tisch war übersät mir Kleinkram und in allen Räumen waren Kleider verteilt. “Wissen Sie, wo Sie anfangen?” fragte sie mich zweifelnd. Ich hatte nicht die geringste Ahnung. Aber ich nickte und versicherte ihr “Ja, ich hab schon einen Plan.”
Auch heute noch geht es mir manchmal so. Aber der Moment währt nur kurz. Weil ich inzwischen weiß, es reicht, wenn ich irgendwo anfange. Der rote Faden zeigt sich immer nach kurzer Zeit.
3 Tipps für ganz hartnäckige Fälle
- Überlegen Sie sich den allerkleinsten Schritt, den Sie tun können. Machen Sie ihn gleich. Jetzt. Der allerkleinste Schritt könnte sein, alle Kleider zusammenzutragen. Oder die Plastik- und Papiertüten auszumisten. Dann überlegen Sie den nächsten allerkleinsten Schritt.
- Woran hängen gar keine Emotionen? Das ist der Bereich, den Sie sich zuerst vorknöpfen sollten. Üben Sie in diesem Bereich, Entscheidungen zu treffen.
- Nehmen Sie etwas, das viel Volumen einnimmt. Papier z.B. ist zeitaufwändig und bringt optisch nicht viel. Kleidung auszumisten kann dagegen schnell für viel Luft sorgen.
Halten Sie die Augen offen – der rote Faden wird sich auch bei Ihnen bald durch die Wohnung schlängeln.
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