
Eine der häufigsten Fragen, die mir gestellt wird ist: “Warst Du immer schon so ordentlich?“
Nun, ich kann diese Frage gar nicht beantworten. Meine Mutter würde vermutlich sagen “nein, war die Katrin nicht.” Ordnung halten war – anders als z.B. bei Mari Kondo – nicht mein kindliches Hobby.
Im Grunde liegt meine Kindheit und Jugend diesbezüglich ziemlich im Nebel. Was ich aber sicher weiß – ich habe nicht wie Marie Kondo meine freie Zeit damit verbracht, für mehr Ordnung im Haushalt zu sorgen. Kondo beschreibt in ihrem Buch “Magic Cleaning” wie sich sich halb um den Verstand sortierte und sich fragte “Warum kann ich keine Ordnung halten?” Irgendwann hatte sie das Aha-Erlebnis: ihre Familie hatte einfach zuviel Zeug für die Größe der Wohnung. Mit diesem Wissen bin ich dagegen schon aufgewachsen: regelmäßig entrümpeln und Ordnung halten gehören einfach zusammen. Meiner Mutter war Ordnung im Leben immer sehr wichtig. Natürlich haben wir deshalb auch unsere Konflikte gehabt.
Keine Marie Kondo-Kindheit
Für Ordnung sorgen, das hat – ganz klassisch für die 70er Jahre – meine Mutter gemacht. In meiner Erinnerung war sie oft genervt von meiner Faulheit. Ich selbst kann mir mein Kinderzimmer aber partout nicht mehr vor Augen rufen.
Eine einzige prägnante Erinnerung habe ich und die hat mit einem Joghurtbecher zu tun. Ich glaube es war Erdbeer.
Wir hatten im Wohnzimmer einen super gemütlichen Ohrensessel. Er stand am Fenster und man konnte von dort aus in unseren Garten sehen. In diesem Sessel zu lesen war eine meiner liebsten Beschäftigungen nach der Schule. Zu lesen und nebenher irgendetwas zu essen.

Ordnung halten ganz nebenbei?
So geht’s!
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In der besagten Erinnerung habe ich wohl einen Erdbeerjoghurt gelöffelt, während ich ein Buch las. Als ich fertig war, habe ich nun nicht den Becher gleich in den Müll geworfen und den Löffel in die Spülmaschine gesteckt – nein, ich habe alles in bester Teenagermanier auf dem Fensterbrett stehen lassen und habe mich mit meinem Buch in mein Zimmer verzogen.
Nun, meine Mutter war wenig begeistert. Ich nehme an – auch wenn diese Erinnerung so singulär aus meinem Gedächtnis herausragt – es war wohl nicht das erste Mal.
Es war aller Wahrscheinlichkeit nach das Trillionste Mal. Und auch das weiß ich noch wie heute: ich konnte die Entrüstung meiner Mama nicht verstehen. Ich hätte den Joghurtbecher samt Löffel schon aufgeräumt. Ja, in meinem pubertierenden Kopf habe ich das tatsächlich geglaubt: “Ich hätte das schon noch aufgeräumt.”
In tausend Jahren nicht.
So kann ich wohl im Nachhinein sagen: Ordnung lernen war in meiner Kindheit eine theoretische Angelegenheit. Ich glaube, ich habe mitbekommen, wie es am Besten funktioniert, aber praktisch umgesetzt habe ich es erst viel später. Die wichtigstes Ordnungstipps waren sicher:
- räume Dein Zuhause nicht knallvoll
- räume immer gleich alles weg
Aufräumen lernen als Erwachsene: Am Anfang stand eine Entscheidung
Lange konnte die Frage (“Warst Du immer schon so ordentlich”) nicht beantworten. Erst bei einem Interview vor vielen Jahren fiel mir plötzlich ein, wann das mit meiner Ordnungs.…nein “liebe” ist das falsche Wort. Also wann das angefangen hat, mit der Ordnung und mir.
Es fing in dem Moment an, als ich meine eigene Wohnung hatte. Ich habe damals eine Entscheidung getroffen und die nie mehr in Frage gestellt:
Ich will wenig Arbeit mit meiner Wohnung haben
Diese eine Entscheidung zog seitdem tausende von kleinen Entscheidungen nach sich. Es war ganz einfach. Wenn ich nach meiner Hauptentscheidung leben wollte, war es ganz klar, welche Folgeentscheidungen ich treffen musste. Die zweite Frage war also: wie halte ich Ordnung mit wenig Zeitaufwand? Das Ergebnis dieser Folgeentscheidung,um unsere Wohnung ordentlich zu halten, ist bis heute:
- ich habe und hatte nie mehr Dinge, als ich Platz für sie habe
- ich weiß immer genau was ich habe
- nach Gebrauch räume ich immer und ohne Ausnahme alles wieder an seinen Platz
Tatsächlich räumen wir zuhause nie auf! Ok, es gibt eine Ausnahme und das ist das Kinderzimmer. Das Kinderzimmer ist der einzige Raum, der in regelmäßigen Abständen nach einem etwas größeren Einsatz verlangt. Aber auch der ist meist nach 15 Minuten erledigt.
Wenn ich nach Hause komme, könnte ich mich theoretisch einfach nur hinsetzen und nichts tun.
Außerdem kann ich jederzeit und an jedem Ort eine Inventurliste aufsagen. Vor meinem inneren Auge sehe ich genau, was ich wo habe. Gut, das klingt jetzt schon fast gruselig. Sagen wir 85% meines Besitzes. Ich verbringe also keine Zeit mit Suchen.
Ordnung halten heißt sich kümmern
Der Satz “Ich will wenig Arbeit mit meiner Wohnung haben”, liest sich das fast ein wenig lieblos. So, als würde ich mich nicht kümmern wollen. Als würde ich ein klinisches Umfeld einer wohnlichen Atmosphäre vorziehen. Aus lauter Faulheit. Nein, dem ist nicht so.
Bei uns gibt es Deko, stehen Fotos in den Regalen und unsere gesammelten Souvenirs in einer Vitrine.
Und das Kümmern? Natürlich kümmere ich mich um die Wohnung. Viel sogar. Nur die Handgriffe laufen inzwischen so nebenher, so automatisch, dass ich sie gar nicht mehr bemerke. Ich stelle lediglich meine Hauptentscheidung nicht in Frage. Das ist nämlich, was das Ordnung halten so anstrengend erscheinen lässt. Die Frage “Soll ich oder soll ich nicht? Will ich oder will ich nicht? Jetzt oder später?” Dann kommt die Routine aus dem Tritt und die Energie fließt ins Grübeln.
Ordnung halten leicht gemacht: Meine 5 wichtigsten Ordnungsideen
Wenn Sie sich nun auch fragen “Wie werde ich ordentlich?” dann empfehle ich eine Mischung aus Routinen und regelmäßigem Ausmisten.
- Innere Grenzen setzen
Setzen Sie sich für jede Kategorie eine innere Grenze: Ist die Teelade voll, wird kein neuer Tee nachgekauft.
Ist die Box mit den gesammelten Artikeln “zum später Lesen” voll, stellen Sie keine zweite Box bereit. Oder beginnen Sie einen Stapel für Artikel, die Sie ganz sicher diese Woche lesen werden. - Räumen Sie alles sofort nach Gebrauch weg. Die Regel “Schließe den Kreis”, hab ich in meinem Buch genau beschrieben. Räumen Sie wirklich alles wieder an seinen Platz, sobald Sie es nicht mehr brauchen. Das dauert meist nur ein paar Sekunden, bewahrt Sie aber vor Chaos-Ecken und Aufräumnachmittagen am Wochenende.
- Achten Sie auf Effizienz: alles, was Sie täglich brauchen, sollten Sie mit einem Griff zur Hand haben. Zuviel Herumschieben macht Ihnen das Wegräumen schwer.
- Fragen Sie sich: wieviel von XY brauche ich gleichzeitig. Das ist vor allem für Kleidung ein guter Anhaltspunkt.
- Lösen Sie keine Probleme, die sich nicht haben. Damit verhindern Sie, dass Sie unnötig Geld ausgeben, Platz verschwenden und Energie fürs Aufräumen aufbringen müssen.
Chaos in der Wohnung: Wo anfangen?
Ist die Unordnung sehr groß, kann das überwältigend sein. Selbst wenn sie gar nicht soooo groß ist, fällt vielen Menschen der erste Schritt furchtbar schwer.
Meine Ferndiagnose lautet auf jeden Fall: als Erstes sollten Sie eine Bestandsaufnahme machen und dabei gleichzeitig Ausmisten.
Nehmen Sie sich erstmal nur eine Kategorie vor. Auf gar keinen Fall sollten Sie mit den Papieren beginnen. Außer natürlich das Chaos herrscht nur in den Papieren.
Planen Sie regelmäßige Ausmisteinheiten von mindestens drei Stunden. Und vor allem: fragen Sie sich, warum Sie eigentlich überhaupt Ordnung haben wollen. Denn die vielen kleinen Ordnungsentscheidungen können Sie nur dann fällten, wenn Sie von Ihrer großen Entscheidung felsenfest überzeugt sind.
Wie Sie zu Ihrer Leuchtturm-Entscheidung kommen und wie Sie Schritt für Schritt ausmisten können, auch dazu finden Sie genaue Anleitungen in meinem Ratgeber.
Das Denken kommt uns in die Quere
Meine Mama hat damals immer gesagt “Nicht so viel denken, einfach machen.” Damals fand ich den Spruch unsagbar doof. Denn: wenn ich doch schon am Denken bin, dann kann ich doch nicht aufhören. Stimmt. Um die Denkfalle vor dem Tun abzuschalten gibt es zwei Möglichkeiten:
- Die eine unumstößliche Entscheidung ganz aus sich heraus zu treffen. So wie ich, als ich mit meinen Umzugskartons in meiner ersten eigenen Wohnung stand.
- Üben, üben, üben. Zuerst fängt man an, sich der Denkfalle bewußt zu werden. Ab da wird man sich immer öfter selbst dabei ertappen, wie das Denken das Tun verhindert. Dann kommt allerdings der schwerste Schritt: Tun trotz Denken. Je öfter dieser Ablauf geübt wird, desto schneller kann sich eine Routine entwickeln. Ist die Routine da, ist es geschafft.
Also Mama, zumindest bei der Ordnung schaffe ich es, nach Deiner Devise zu handeln. Da, wo ich etwas in meinem Verhalten ändern möchte, denke ich zumindest sehr oft an Dich.
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Und übrigens: wir misten nicht aus. Wir machen eine Bestandsaufnahme: des Lebens, der Wünsche und der Bedürfnisse.
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