
Doris Knecht traut sich
Liebe Doris Knecht,
das war ja Wasser auf meine Mühlen, was Sie da am Samstag in Ihrer Kolumne geschrieben haben. Es ging um Schuhe und um das Weiterverwerten von Dingen und um die Schwierigkeit, sich von etwas zu trennen und um Ehrlichkeit zu sich selbst.
Sie scheinen ja schon länger konsumkritisch und nachhaltig zu handeln, aber jetzt ging es an ein Heiligtum in Ihrem Haushalt (spannende Musik, geheimnisvoll gesenkte Stimme):
DEN SCHUHSCHRANK
Der wurde nun ausgemistet. Wenn es Ihnen dabei so ging, wie den meisten meiner Kundinnen, dann hat Sie das vermutlich eine ordentliche Portion Überwindung gekostet (es würde mich im Übrigen brennend interessieren, was letztendlich der Anstoß war).
Schuhe im Verhör
Ich war allerschwerstens begeistert, als ich gelesen habe, WIE Sie die Entscheidung über jedes einzelne Paar Schuhe getroffen haben. Denn genau so gehe ich auch mit meinen Kundinnen und Kunden ihre Garderobe durch: jedes Kleidungsstück, das schon länger als zwei Jahre im Schrank verwaist, wird verhört. Es ist doch so: es hat schon einen Grund, warum man manche Dinge ewig nicht trägt: der tolle Pulli hat eine grässlich kratzende Naht; der Rock ist eindeutig ein Stehrock (im Sitzen bringt er einen um); das Sakko ist zu eng unter den Achseln; das Hemd war ein Trendkauf, entspricht aber überhaupt nicht dem eigenen Stil; ja und die hochhackigen blauen Sandalen sind eben Sitzschuhe.
Meistens weiß man selbst ganz gut, warum die Dinge im Schrank viel besser aufgehoben sind, als am eigenen Körper. Falls es Zweifel gibt, rate ich meinen Kunden, die Sachen einfach mal wieder einen Tag zu tragen. Das frischt die Erinnerung dann schon wieder auf.
Das hinterlistige „Aber“
Natürlich haben meine Kundinnen und Kunden Gründe, warum sie die Textilwaisen nicht und nicht ausmisten möchten. Zumeist sind es entweder sentimentale Gründe, oder weil die Sachen eine Stange Geld gekostet haben. Erstere sind schwer zu überwinden, weil man befürchtet, mit dem Kleidungsstück auch die Erinnerung zu verlieren. Manchen Kunden hilft es dann, wenn sie ein Foto von den Stücken machen. Der finanzielle Verlust kann oft viel pragmatischer beurteilt werden. Der entsteht nämlich nicht erst beim Ausmisten. Der ist schon entstanden, weil man die Kleidung nicht nutzt.
Und hier nun der Link zur Kolumne: Doris Knecht traut sich
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