Ausmisten: Entscheidungshilfen mit Fragezeichen
Es steht und fällt mit den richtigen Fragen. Ausmisten gelingt selbst meinen widerspenstigsten KundInnen, weil ich ihnen die richtigen Fragen an die Hand gebe. Fragen, die sie dann ihren Gegenständen stellen. Die Antwort mag im ersten Moment nicht gefallen (weil sie eindeutig sagt: “Du solltest mich gehen lassen”). Richtig bleibt sie trotzdem.
Welchen Schluss man aus der Antwort zieht, kann man sich ja noch offen lassen. Das sage ich zumindest meinen KundInnen immer. So haben sie quasi einen Joker in der Hand. Sie können und dürfen natürlich alles auch so belassen wie es ist. Aber ich fordere sie zumindest auf, die Fragen ehrlich zu beantworten.
Mein liebstes Werkzeug: die Intuition
Dabei setze ich stark auf das Bauchgefühl. Auch das trainieren wir, während wir arbeiten. Denn meine Methode beruht auf der Überzeugung, dass wir mit dem Bauch die besten Entscheidungen treffen.
- sie fallen schnell
- wir bereuen sie nicht, weil sie völlig mit uns im Einklang sind
- wir setzen Taten, weil wir von ihnen 100%ig überzeugt sind
- wir nehmen Hürden in Kauf, weil wir wirklich wollen, was wir mit dem Bauch entschieden haben
- wir lernen viel über unsre wirklichen Bedürfnisse
Die Fragen an den Besitz sind auch wirklich so, dass sie mit dem Bauch ganz wunderbar beantwortet werden können. Natürlich funkt das Gehirn da noch dazwischen. Es hat dann wenig Sinn, zwischen Bauch und Hirn hin- und her zu hoppeln. Lieber kurz innehalten – den Gedanken fertig denken – die Frage nochmal stellen. Der Bauch hat es oft schwer, weil er gelernt hat, die Klappe zu halten. Er ist meist recht schüchtern. Aber er ist auch zäh und meldet sich eigentlich immer.
Ordnung halten ganz nebenbei?
So geht’s!
Die 9 Top-Routinen für Ihren ordentlichen Alltag plus 5 Strategien für Ihr Routine-Training.
Manchmal habe ich KundInnen, da tut sich gar nichts. Das ist aber wirklich extrem selten. Dann lasse ich ihnen einfach bei jedem Stück soviel Zeit, bis sich was tut. Wenn sich dann was tut – wow, dann ist das Staunen groß. Und die Freude, dass sie so ein tolles Werkzeug haben, mit dem sie Entscheidungen viel leichter treffen können.
5 Fragen, mit denen Sie Ihre Schätze heben
Aus meinem Fragenpool habe ich die 5 häufigsten zusammengestellt. Mit Beispielen, wo sie besonders gut angewendet werden können.
1. Verwende ich Dich gerne?
Diese Frage sollte man eigentlich allen Gegenständen, mit denen man die Umgebung teilt, regelmäßig stellen. Ich bin der Überzeugung, dass unser Besitz dazu da ist, um uns zu dienen. Entweder weil sie praktisch sind, oder uns emotional gut tun. Kleidung ist da ein gutes Beispiel. Da sollten beide Gründe zusammenkommen. Unsere Kleidung sollte
- praktisch sein: also gut sitzen und uns gut durch den Tag begleiten
- uns auch emotional gut tun: also uns ein gutes Gefühl geben, weil wir darin gut aussehen und uns darin zuhause fühlen.
Also – verwende ich Dich gerne?
Dinge, die wir gerne verwenden, verwenden wir häufig im Alltag. Wenn wir viel vom Gleichen haben, gibt es immer ein paar Favoriten. Wir ziehen die ihren Artgenossen vor. Sie stehen in der vordersten Reihe, wir wissen wo wir sie finden, wir wissen, dass wir sie haben. Weiter unten finden Sie noch ein paar Fragen, die Sie nachschießen können, falls Sie noch keine eindeutige Antwort für sich gefunden haben (“Fasse ich Dich gerne an?” und “Machst Du meinen Alltag leichter?”).
Schenken Sie Ihren Favoriten mehr Platz, trauen Sie sich zu der 2. Wahl “nein” zu sagen. Suchen Sie nicht ewig nach Gründen, der 2. Wahl doch noch eine Chance zu geben. Es wird die 2. Wahl bleiben. Aber wenn Sie sie aussortieren, dann müssen Sie sich nicht weiter über sie ärgern.
2. Sehe ich Dich gerne an?
Diese Frage sollten sich alle Dinge gefallen lassen, die keinen Zweck erfüllen. Also Deko. Aber auch vielleicht Kleinmöbel. Schauen Sie sich mal um und nehmen Sie Ihre Deko mal ganz bewusst wahr. Woran bleiben Ihre Augen länger hängen? Wo wollen sie eigentlich gleich weiterschweifen? Versuchen Sie nicht gleich zu ergründen, warum und weshalb das so ist. Nehmen Sie einfach wahr, dass es so ist.
Im zweiten Durchgang können Sie der Sache genauer auf den Grund gehen. Vielleicht verbinden Sie unschöne Erinnerungen damit. Vielleicht war es ein Geschenk, dass Ihnen nie wirklich gefallen hat.
Psst: Geschenke dürfen Sie getrost aussortieren. Manchmal liegt man einfach daneben. Und manche Geschenke sind einfach wirklich lieblos ausgewählt. Beides sind hervorragende Gründe, ihnen nicht weiter mietfreien Raum zur Verfügung zu stellen.
Auch Utensilien zu verwaisten Hobbies (Sprachkurse, Bastelarbeiten, Sportarten) machen meist keine gute Laune sondern ein faustdickes schlechtes Gewissen. Da schaut man dann auch nicht mehr gerne hin.
3. Fasse ich Dich gerne an?
Diese Frage ist auch eine gute Anschlussfrage an “Verwende ich Dich gerne?”.
Denken Sie mal an die ganzen Kaffeebecher, Gläser, Besteck? Ich wette, Sie haben darunter absolute Lieblinge. Weil sie gut in der Hand liegen, das genau richtige Gewicht haben, angenehm am Mund sind. Manche Gläser oder Tassen nehmen wir nie, weil sie einen zu wulstigen oder zu dünnen Rand für unser Empfinden haben. Ich würde dann einer Tasse mit einem Sprung sogar den Vorzug geben und lieber die neue, aber hässliche Werbetasse aussortieren.
Sortieren Sie aus und lernen Sie darauf für zukünftige Einkäufe.
Andere Kategorien, die Sie mit dieser Frage bearbeiten können sind:
- Handtücher
- Bettwäsche
- Stifte
- Küchenutensilien
- Accessoires (die zu schwere Kette, der zu klobige Ring, das Armband, das zwickt, das Seidentuch, dass immer an den trockenen Händen hängen bleibt)
4. Hast Du einen festen Platz bei mir?
Dinge, die ständig von A nach B wandern sind ein sicheres Signal. Sie schreien entweder “Jetzt gib mir doch endlich einen festen Platz” oder “Ey, ich bin Dir doch eh dauernd im Weg.”
Typische Kandidaten sind Kabel, Zeitschriften und Zeitungen, Krimskrams, Blöcke, Stifte. Um endgültig zu entscheiden, braucht es dann eine der 5 Fragen als Anschlussfrage. Ein großer ungelesener Zeitungsstapel kann ganz schön Druck machen. Ergo: er dient uns nicht, weil er uns emotional belastet. Der 10te Kugelschreiber dient uns nicht mehr – weil wir Platz für 9 haben.
Für Krimskrams empfehle ich einen bestimmten Ort. Das kann eine Schublade sein, eine Schale, eine Kiste. Wichtig ist, dass der Platz begrenzt ist und nicht beliebig ausgeweitet wird.
Ebenfalls geeignete Kandidaten für diese Frage ist alles, was gekauft wird, obwohl man vom Gleichen schon mehr als genug hat. Das kann die x‑te Packung Nüsse sein (weil gerade im Angebot), das 3er-Pack Feinstrümpfe (“von denen kann man nie genug haben, die gehen ja immer gleich kaputt”), das 20igste Stoffsackerl (“hab ich geschenkt bekommen”); das 15te Duschgel (“Den Duft kenne ich noch nicht”). Aber weil da, wo die Sachen eigentlich hingehören schon mehrere Doppelgänger auf Verbrauch warten, liegen sie halt rum. In solchen Fällen heißt es einfach: Aufbrauchen. Und bloß nichts Neues mehr kaufen, bis der Vorrat geschrumpft ist. Deutlich geschrumpft ist.
5. Machst Du meinen Alltag leichter?
Eigentlich ganz einfach: jedes Ding, dass uns ein häufiges Alltagsproblem löst, dient uns. Das wichtigste Wort in diesem Satz ist: häufig. Denn Probleme, die wir uns herbei konstruieren, sollten gar keinen Platz für Utensilien verbrauchen. Lösen Sie keine Probleme, die Sie gar nicht haben. Es reicht, sich Gedanken zu machen, wenn sie tatsächlich auftauchen.
Ebenfalls in die Kategorie gehören:
- unpraktische Taschen
- schwer zu säubernde Küchengeräte (die man ja meist auch genau deshalb nie verwendet)
Extra-Aufgabe: Weiß ich, dass es Dich gibt?
Ein ganz pragmatischer Ansatz für die ganz Willigen. Die Frage, ob wir uns unsere Dinge auch vor unser inneres Auge rufen können, beantwortet, welche Dinge wir oft gebrauchen, gerne ansehen, oder ob eine Verbindung besteht.
Wenn Sie beim Aussortieren auf längst vergessene Dinge stoßen – oder sogar Dinge, von denen Sie gar nicht wissen, ob Sie überhaupt Ihnen gehören – lassen Sie sich nicht verwirren. Die kurze Wiedersehensfreude sollte Sie nicht darüber hinwegtäuschen, dass Sie das Teil bereits komplett aus Ihrem Leben verbannt hatten. Sie hatten es quasi schon aussortiert. Im Grunde bräuchen Sie Ihre längst getroffene Entscheidung jetzt nur noch umsetzen.
Heben Sie Ihre Schätze
Bei allem Aussortieren vergisst man oft, worum es eigentlich geht: den Schätzen ihren angemessenen Raum zu geben. Raum, damit sie leicht zur Hand sind. Raum, damit Sie sie immer im Blick haben und sich darüber freuen können, damit Sie sie liebevoll aufbewahren können.
Eine Liste mit Ideen, wo Ihre aussortieren Dinge noch gut gebraucht werden können, finden Sie hier. Sie haben selbst ein paar Ideen, die nicht auf meiner Liste sind? Dann würde ich meine Liste gerne ergänzen. Schreiben Sie mir Ihre Ideen an office@katrin-schafft-platz.at
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