Umzug ins Pfle­ge­heim – 4 Fra­gen für mehr Klar­heit

Die­sen Bei­trag schreibe ich auf Wunsch mei­ner New­let­ter-Abon­nen­tin Christa H. Sie stand vor eini­gen Wochen vor einer schwie­ri­gen Auf­gabe: ihre Oma sollte von ihrem Zim­mer im Alters­heim auf eine Pfle­ge­sta­tion ver­legt wer­den. Chris­tas Auf­gabe war nun, die Dinge aus­zu­su­chen, die ihre Oma dort brau­chen würde. Das war schon schwie­rig genug. Aber dazu stellte sich natür­lich auch die Frage, wohin mit den rest­li­chen Din­gen? Ein Umzug ins Pfle­ge­heim ist für Ange­hö­rige ein schwe­rer Schritt. Das schlechte Gewis­sen ist groß, obwohl man weiß, dass es die beste, viel­leicht die ein­zige Mög­lich­keit ist.

Was würde die Oma drin­gend brau­chen? Wel­che Dinge wür­den ihr emo­tio­nal Halt geben? Was würde sie schmerz­lich ver­mis­sen? Wor­auf könnte sie ohne Schwie­rig­kei­ten ver­zich­ten? Was ist, wenn sie doch wie­der von der Pfle­ge­sta­tion zurück in ein Zim­mer zie­hen könnte?

Ich denke, wir kön­nen uns alle in Chris­tas Lage füh­len. Sie wollte auf jeden Fall die rich­ti­gen Ent­schei­dun­gen tref­fen. Aber der Rah­men den sie zur Ver­fü­gung hatte, war sehr, sehr eng und ließ ihr über­haupt kei­nen Puf­fer: das Nacht­käst­chen neben dem Bett und ein schma­ler Spind. Da hin­ein sollte nun alles von ihrer gelieb­ten Oma. Mehr würde nicht blei­ben. Ein trau­ri­ger Gedanke und gleich­zei­tig eine Last für Christa. Sie schrieb mir eine Mail und bat mich um Rat.

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Weil ich selbst keine per­sön­li­chen Erfah­run­gen hatte, konnte ich ihr nicht gleich zurück schrei­ben. Ich wollte mir meine Ant­wort gut über­le­gen. Was würde ich in ihrer Situa­tion tun? Wie würde ich ent­schei­den? Ich habe mir beim Schrei­ben bewusst einen Umzug auf eine Pfle­ge­sta­tion vor Augen gehal­ten.
Steht ein Umzug ins Pfle­ge­heim (mit eige­nem Zim­mer) bevor, haben Sie und Ihre Ange­hö­ri­gen natür­lich mehr Spiel­raum. Ich halte es aber für hilf­rei­cher auch in die­sem Fall zunächst ganz eng zu ent­schei­den. Mehr kommt dann sowieso von ganz alleine dazu.

Der Ent­schei­dungs­fil­ter: Erst fein – dann grob

Ich würde mir einen Fil­ter über­le­gen, der mir hilft mög­lichst ohne Emo­tio­nen ent­schei­den zu kön­nen. Die­ser Fil­ter sollte mich in die Lage ver­set­zen, so zu han­deln, als hätte ich es mit den Din­gen einer mir frem­den Per­son und nicht einer Ange­hö­ri­gen zu tun. Damit könnte ich – so war meine Über­le­gung – sicher sein, im ers­ten Schritt nur die abso­lut drin­gen­den Sachen aus­zu­wäh­len. Das wäre also das Sieb Num­mer 1 – sehr fein. Durch die­ses Sieb passt also nur ganz wenig. Die Frage, die mir dabei hel­fen würde wäre:

Was würde ich mei­ner Oma für eine vier­wö­chi­gen Kran­ken­haus­auf­ent­halt in den Kof­fer packen?

Zuerst hatte ich die Frage noch etwas anders for­mu­liert. Statt “Kran­ken­haus­auf­ent­halt” stand dort Reise. Aber irgend­et­was passte nicht. Bei einer Reise würde man ja auch eini­ges an Wech­sel­klei­dung mit­neh­men, die man im Kran­ken­haus über­li­cher­weise nicht braucht.

Nach die­sem Schritt käme nun Sieb Num­mer 2 – mit­tel. Aber natür­lich müsste man das grö­bere Sieb mit einer Zusatz­re­gel kom­bi­nie­ren. Denn durch Sieb 2 passt ja mehr durch. Die Frage zu Sieb 2 müsste mir beant­wor­ten, wel­ches Bedürf­nis meine Oma hätte, nach­dem die abso­lut not­wen­di­gen Bedürf­nisse gesi­chert sind. Dabei müsste ich auch berück­sich­ti­gen, was meine Oma noch kann:

  • lesen?
  • hören?
  • gehen?
  • schrei­ben?

Die Frage, die mir hel­fen würde wäre:

Womit würde meine Oma sich gerne noch aktiv beschäf­ti­gen?

Wenn ich nun eine Oma hätte, die immer sehr aktiv und inter­es­siert war, hätte ich kla­rer­weise eine sehr große Aus­wahl. Eine zu große Aus­wahl für mei­nen Rah­men. Also brau­che ich einen Zusatz. Mein Zusatz hieße: ich ent­scheide mich für 2 Akti­vi­tä­ten. Z.B. einen Rät­sel­block und ein klei­nes Radio. Oder: dicke Häkel­wolle plus Nadel und ein Buch. Oder: einen trag­ba­ren CD-Spie­ler plus 5 CDs und ein Puz­zle.

Für meine Oma hätte ich mich für Rät­sel­hefte und ein Zei­tungs­abo der Lokal­zei­tung ent­schie­den.
Für mei­nen Opa hätte ich ver­sucht ein altes Kurs­buch der Deut­schen Bahn auf­zu­trei­ben (er hat es geliebt darin zu schmö­kern und im Geist zu rei­sen) und eben­falls die Lokal­zei­tung abon­niert.

Erin­ne­run­gen näh­ren nach einem Umzug ins Pfle­ge­heim

Fil­ter 3 – ganz grob – lässt rich­tig viel durch und braucht des­halb auch eine Zusatz­re­gel. Fil­ter 3 würde die Dinge aus­wäh­len, die mit wun­der­ba­ren Erin­ne­run­gen ver­bun­den sind. Gerade alte Men­schen zie­hen viel Freude aus schö­nen Lebens­er­in­ne­run­gen. Wenn kör­per­lich und geis­tig nicht mehr viel mög­lich ist, kön­nen Erin­ne­run­gen noch zu Gesprä­chen anre­gen.
Warum also ist die­ser Fil­ter der letzte? Weil ich annehme, dass davon am meis­ten vor­han­den ist. Das ist natür­lich nur meine Annahme. Viel­leicht liege ich auch falsch. Ver­mut­lich ist es von Per­son zu Per­son unter­schied­lich.
Die Frage, die mir hel­fen würde, ist:

Wor­über kann meine Oma nicht auf­hö­ren zu reden?

Meine Zusatz­re­gel würde lau­ten: ins­ge­samt maxi­mal 5 Stück.

  • Foto­bü­cher (der Rest bliebe bei mir)
  • Rei­se­fü­her
  • Tage­bü­cher (den Rest würde ich bei mir ver­wah­ren)
  • Koch­bü­cher
  • Aus­stel­lungs­ka­ta­loge
  • Lexika zu bestimm­ten Gebie­ten

Zum Schluss würde ich noch 3 All­tags­ge­gen­stände aus­wäh­len, die meine Oma gerne ver­wen­det:

  • ihr Lieb­lings­kaf­fe­hä­ferl (3 würde ich als Ersatz bei mir auf­he­ben)
  • ihre kusche­lige Woll­de­cke
  • ihre Nacken­rolle
  • ihr Lieb­lings­früh­stücks­mes­ser

und 3 Gegen­stände, die meine Oma gerne anfasst (auch wenn sie viel­leicht ohne Funk­tion sind):

  • ein küh­les Sei­den­tuch
  • ihre Pelz­mütze
  • ihr Lieb­lings­ge­schirr­tuch
  • ein Ser­vi­et­ten­ring (weil sie selbst im All­tag bei jedem Essen Wert auf einen schön gedeck­ten Tisch gelegt hat)

Was wir schon vor einem Umzug ins Pfle­ge­heim tun kön­nen

Wäh­rend ich so schreibe, kom­men mir noch ein paar Ideen, die man schon vor­be­rei­ten kann, bevor ein*e Angehörige*r ins Alters- oder Pfleg­heim kommt.

  • ein Foto machen vom Aus­blick aus dem Fens­ter beim täg­li­chen Früh­stück und ein­rah­men
  • einen Foto­buch mit Moti­ven aus ihren all­täg­li­chen Wegen (zum Bäcker, zur Bus­hal­te­stelle, zum Wochen­markt, zur Ärz­tin, zur Skat-Runde, zum Lieb­lings­gast­haus.…)
  • eine Hör­col­lage der All­tags­ge­räu­sche der Woh­nung auf­neh­men (das Vogel­ge­zwit­scher im Gar­ten, der 12-Uhr Gong der Pen­del­uhr im Wohn­zim­mer, Stra­ßen­ge­räu­sche vom Bal­kon, die Tür­glo­cke, die Kirch­turm­uhr)
  • eine Patch­work­de­cke nähen (oder nähen las­sen) aus Stof­fen ihrer aus­sor­tier­ten Klei­dung, Bett­wä­sche, Hem­den und Kra­wat­ten ihres Man­nes) – eine Bio­gra­phie aus Stoff.

Ich weiß nicht, ob ich jemals vor diese Auf­gabe gestellt werde. Ich weiß nicht, ob ich mich mit mei­nen Über­le­gun­gen gut genug in Sie als Angehörige*r ein­ge­fühlt habe. Und schon gar nicht weiß ich, ob ich mich in die Bedürf­nisse der Omas und Opas, der Mamas und Papas, der Tan­ten und Onkel ein­füh­len konnte. Ich kann nur hof­fen, dass meine Ideen hel­fen, in einer sehr for­dern­den Zeit, die Gedan­ken ord­nen zu kön­nen.

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