Keine Zeit zum Auf­räu­men?

Wie schaffen Sie es Zeit in Ihr Ordnungsprojekt zu investieren?

Das Tele­fon­ge­spräch über­raschte mich nicht. “Ich hab ein­fach keine Zeit zum Auf­räu­men!” war die Dia­gnose mei­nes Anru­fers. Der Steu­er­be­ra­ter, der mich anrief und seine Situa­tion schil­derte, hatte es satt sich jeden Abend über seine Unord­nung zuhause zu ärgern. Und auch über sich selbst. Was war da nur los? Warum bekam er zuhause keine Struk­tur hin? Er war ja schließ­lich nicht blöd! Im Job war er erfolg­reich und ziem­lich ein­ge­spannt. Er hatte einen gro­ßen Freun­des­kreis, arbei­tete ehren­amt­lich als Ret­tungs­sa­ni­tä­ter und war an sei­nen freien Tagen immer sehr aktiv: im Schre­ber­gar­ten, beim Wan­dern, beim Lesen von Fach­bü­chern. Er been­dete seine Schil­de­rung fast ein wenig tri­um­phie­rend. Fast so, als wolle er von mir am liebs­ten hören, dass man dann wohl wirk­lich nichts gegen die Unord­nung tun könne. Denn: wenn die Stun­den von mor­gens bis abends gefüllt sind, sind einem doch die Hände gebun­den, oder?

Wer Ord­nung schaf­fen will, braucht Klar­heit

Wie so viele Beden­ken, denen wir in unse­rer Arbeit als Ord­nungs­coach begeg­nen, hat mich auch “Ich hab keine Zeit zum Auf­räu­men” in den ers­ten Jah­ren ver­un­si­chert. Was könnte ich die­sen Men­schen raten? Wie kann ich ihnen zum Erfolg ver­hel­fen? Ich hab ja keine Ahnung von ihrem All­tag. Darf ich mich da über­haupt ein­mi­schen?

Nein – ein­mi­schen darf ich mich nicht. Aber ich kann trotz­dem hel­fen. Im ers­ten Schritt schaffe ich Klar­heit. Klar­heit über

  1. das Ziel
  2. den Weg
  3. die Auf­ga­ben

Wer nicht weiß warum, hat keine Zeit zum Auf­räu­men

Wer “keine Zeit” hat, ist sich ein­fach nicht klar genug über das Ziel. Das fängt damit an, sich zu fra­gen “Warum will ich denn über­haupt xy?” Meine Arbeit fängt des­halb immer damit an, dass sich meine Kund*innen genau das fra­gen. “Warum will ich denn über­haupt Ord­nung.” Erstaun­li­cher­weise ist das fast immer ziem­lich unklar. Logisch, dass man sich für ein unkla­res Ziel nicht anstren­gen will. Aber: ohne Anstren­gung geht es nicht. Für nie­man­den. Auch für mich nicht. “Mein” Steu­er­be­ra­ter und ich saßen, über­leg­ten, schrie­ben und zeich­ne­ten. Am Ende hatte er ein klar defi­nier­tes und – noch viel wich­ti­ger – spür­ba­res Ziel: “Ich will Herr mei­nes Lebens sein.”

Nun – das hat doch eine Tonne mehr Drive als “Ich will Ord­nung.”

Für die­ses Ziel – das war mei­nem Kun­den sofort klar – würde er eini­ges inves­tie­ren müs­sen. Aber auch wol­len. Nicht zum zum ers­ten Mal hatte er in sei­nem Leben schwie­rige Auf­ga­ben über­nom­men, Her­aus­for­de­run­gen gestemmt, neue Wege aus­pro­biert. Warum sollte es ihm also dies­mal nicht gelin­gen?
Rich­tig! Es gab kei­nen Grund.

Klar­heit über den Weg zur Ord­nung

Als nächs­tes schaff­ten wir Klar­heit über den Weg. Beim ers­ten Augen­schein in der Woh­nung schien eigent­lich alles gut struk­tu­riert. “Jaha – aber war­ten Sie mal ab, bis Sie in meine Käs­ten und Schub­la­den schauen.” Aha. Das Phä­no­men war mir bekannt. Viele mei­ner Kund*innen ver­ber­gen ihre Unord­nung hin­ter ver­schlos­se­nen Türen. Man­che haben sogar ein eige­nes Zim­mer dafür – das Wurf­zim­mer, wie es eine Kun­din nennt. Also ließ ich mir mal die gehei­men Chaos-Orte zei­gen: über­füllte Schränke, Schub­la­den ohne Struk­tur, nicht genutz­ter Stau­raum, Käs­ten in die “ich schon ewig nicht mehr rein­ge­schaut habe, weil ich das Chaos gar nicht sehen will.“
Der Weg war klar:

  1. eine kom­plette Sich­tung aller Gegen­stände
  2. die Ent­schei­dung, was darf noch einen Platz in sei­nem Zuhause bekom­men

Spä­tes­tens jetzt war mei­nem Kun­den klar: er hatte sich für einen Mara­thon ent­schie­den – nicht für den Sprint. Aber anders als frü­her, war er jetzt bereit dafür. Mit sei­nem Ziel hatte sich seine Ein­stel­lung geän­dert. Dass er sich anstren­gen konnte und fokus­siert ein Ziel ver­fol­gen – das wusste er. Also würde er sich eben dies­mal für die Ord­nung anstren­gen. Hier schwante ihm auch schon, dass der Satz “Ich habe keine Zeit zum Auf­räu­men” nicht sehr hilf­reich sein würde. Im Grunde ist das der immer­wäh­rende Joker, ein­fach alles beim Alten zu las­sen und nichts zu ver­än­dern. Was völ­lig in Ord­nung ist. Nur wäre es ehr­li­cher sich ein­zu­ge­ste­hen, dass man keine Zeit inves­tie­ren MÖCHTE.

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Auch frü­her schon hatte er sich Exper­ten zur Seite genom­men, wenn er sich auf neues Ter­rain begab: sei es beruf­lich oder für seine Gar­ten­pas­sion. Nichts ande­res hatte er auch dies­mal getan, als er mich anrief. Instink­tiv hatte er auf eine Stra­te­gie zurück­ge­grif­fen, die für ihn bis­her schon oft funk­tio­niert hatte: Unter­stü­zung von außen. Also sahen wir uns mal an, wel­che ande­ren hilf­rei­chen Stra­te­gien er sonst noch im Gepäck hatte. Denn die wür­den uns auch jetzt hel­fen.

Zeit schaf­fen fürs Auf­räu­men

Der Weg war klar. Die Auf­ga­ben somit auch. Es stan­den viele Ent­schei­dun­gen an. Das Aus­sor­tie­ren, die Bestands­auf­nahme des eige­nen Besit­zes ist immer mit Ent­schei­dun­gen ver­bun­den. Was bleibt? Was geht? Was belas­tet? Was nützt? Was macht Freude? Was löst Ärger aus?

Diese vie­len Ent­schei­dun­gen fal­len sicher, wenn das Ziel mit der eige­nen Per­son im Ein­klang ist. Das ist die ent­schei­dende Zutat. Sie macht den Unter­schied.

  • Klar ent­schei­den statt ewig grü­beln
  • Anfan­gen statt auf­schie­ben
  • Durch­hal­ten statt auf­ge­ben
  • Neues aus­pro­bie­ren statt auf alten Wegen ste­cken blei­ben.

Und ganz wich­tig: die Rea­li­tät akzep­tie­ren statt in der Phan­ta­sie­welt schwel­gen

Zu Rea­li­tät gehört, dass jeder Mensch auf die­ser Welt die genau glei­che Anzahl an Stun­den zur Ver­fü­gung hat. Wir alle ent­schei­den uns, wie wir unsere Zeit ver­brin­gen. Zumin­dest die Zeit abseits unse­rer all­täg­li­chen Ver­ant­wor­tun­gen. Meist ist unsere Zeit schon ziem­lich struk­tu­riert. Was also tun, wenn wir uns einem grö­ße­ren Pro­jekt anneh­men wol­len? Das Paket mit den zusätz­li­chen Stun­den wird nicht kom­men. Es bleibt also nur eines: die Stun­den neu pla­nen.
Und hier kommt das, was ich gerne als “lang­wei­lige Erwach­se­nen­wahr­heit” bezeichne:

Um Zeit für ein neues, gro­ßes Ziel zu gewin­nen, müs­sen wir uns ent­schei­den, auf etwas ande­res zu ver­zich­ten. Und auf was kon­kret wir ver­zich­ten wer­den.

Bumm.

Ohne Ver­zicht kein Erfolg

Wenn Sie also wirk­lich, wirk­lich mehr Ord­nung wol­len, aber sich immer wie­der sagen hören “Ich habe keine Zeit zum Auf­räu­men”, dann über­le­gen Sie bitte:

  1. Wann möchte ich mich mei­nem Ord­nungs­pro­jekt fer­tig sein?
  2. Wie­viele Stun­den werde ich dafür brau­chen?
  3. Wie­viele Stun­den kann ich in der Woche/​Monat dafür inves­tie­ren?
  4. Was mache ich statt­des­sen nicht?

Vor allem Punkt vier ist wich­tig. Je kla­rer Sie sich dar­über sind, was Sie nicht mehr tun, desto leich­ter wird es Ihnen fal­len, sich an Ihren Zeit­plan zu hal­ten. Das kann sein

  • ein­mal die Woche nicht fern­zu­se­hen
  • Sams­tags frü­her auf­zu­ste­hen
  • auf die dritte Sport­ein­heit in der Woche zu ver­zich­ten
  • das Thea­ter­abon­ne­ment für eine/​zwei Sai­so­nen aus­zu­set­zen.

Ein­mal anstren­gen – täg­lich pro­fi­tie­ren

Sie müs­sen nicht Ihr gan­zes Leben auf den Kopf stel­len. Aber ohne eine Neu­struk­tu­rie­rung Ihres All­tags wird es nicht die Ver­än­de­rung geben, die Sie sich wün­schen. Zum Schluss gebe ich Ihnen noch den erleich­tern­den Zusatz zur Erwach­se­nen­wahr­heit mit: Sie ver­zich­ten nur für die Zeit Ihres Ziel­pro­jek­tes auf Ihre Gewohn­hei­ten. Danach kön­nen Sie nicht nur Ihren All­tag wie gewohnt wie­der auf­neh­men – er wird auch leich­ter für Sie sein. Sie stren­gen sich ein­mal rich­tig an und genie­ßen danach täg­lich die vie­len Vor­teile.

Mein Kunde hatte sich ent­schie­den, für das nächste Jahr seine ehren­amt­li­che Tätig­keit zu redu­zie­ren und nur einen Tag am Wochen­ende im Gar­ten zu ver­brin­gen. Er bat seine Nach­barn im Not­fall, die Blu­men zu gie­ßen. Mich bat er jeden zwei­ten Sams­tag zu sich. Er inves­tierte Zeit und war bereit zum Ver­zicht. Nach 4 Mona­ten hatte er genau das erreicht, was er sich jah­re­lang gewünscht hatte.

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Mit ein­fa­chen Rou­ti­nen kön­nen Sie jeden Tag dafür sor­gen, dass Sie Ihre Wunsch­ordnung zuhause erhal­ten. Ich habe die 9 bes­ten Ord­nungs­rou­ti­nen und die 5 bes­ten Stra­te­gien fürs Durch­hal­ten zusam­men­ge­fasst. Hier kön­nen Sie sie kos­ten­los anfor­dern:
Die 9 bes­ten Ord­nungs­rou­ti­nen

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