
Dieses ganz besondere Jahr – ein persönlicher Rückblick
Weihnachten 2020. Uns steht ein denkwürdiges Weihnachtsfest bevor. Ich weiß, dass nicht alle Menschen Weihnachten feiern. Auch hier in Österreich nicht. Die Weihnachtszeit und die besondere Stimmung bekommen aber auch diese Menschen mit – da bin ich mir sicher. So wasserdicht kann man sich glaube ich nicht abschotten.
Mit den Erfahrungen, die wir alle dieses Jahr gemacht haben, werden wir die Weihnachtszeit völlig anders erleben als sonst. Weihnachten ist ja immer etwas Besonderes, aber dieses Jahr wird es noch besonderer als besonders. Das kann im Positiven sein, weil wir alles bewusster erleben und wahrnehmen. Oder auch im Negativen, weil wir nicht abschütteln können, was uns das letzte Jahr gekostet hat – emotional, finanziell, kräftemäßig. Weihnachten 2020 – daran werden wir noch länger denken.
Dies wir mein letzter Blogartikel in diesem Jahr und ich möchte mit Ihnen meine ganz persönliche Rückschau teilen. Ich war Teil eines Ereignisses, saß im selben Boot wie alle anderen Menschen. Weltweit. Gleichzeitig konnte ich sehen, wie uns die Wahrnehmung und die persönlichen Lebensumstände gerade in dieser massiven Krise trennen können. Je länger die Krise andauert – desto mehr.
Um diese Zeit vor einem Jahr
Ich denke sehr oft “vor einem Jahr, da war .…”. Wenn ich heute zurückdenke, kommt es mir völlig absurd vor, dass wir 2019 zu genau dieser Zeit einfach nur mit den Weihnachtsvorbereitungen beschäftigt waren. Wir hatten einen Familienurlaub mit meiner Mutter, meinen Schwestern und deren Familie organisiert. Im Bayerischen Wald. Wie schon das Jahr zuvor.
Für das neue Jahr hatte ich mir viel vorgenommen. Es sollte eine neue Website geben (das Ergebnis sehen Sie ja gerade) und ich wollte mich mit dem Thema Online-Kurs mehr als nur gedanklich beschäftigen.
Der Januar fing also sehr intensiv für mich an. Noch keinen Schimmer von Corona. Verrückt – denn woanders ging es da schon richtig rund. Wir hatten noch ein paar seelige Wochen vor uns. Und keine Ahnung, dass sie eine Unbeschwertheit besaßen, die wir bald vermissen würden.
Ich vergrub mich in also in die Fragen nach meiner Positionierung, meiner besonderen Expertise und meinen Zukunftsvisionen. Ich hatte ganz vergessen, wie irre anstrengend Denken ist. Also richtig tiefes Nachdenken, Brüten, Grübeln. Nicht dass Sie denken, ich komme sonst komplett ohne Denken aus 😉
Die erste Zäsur in meiner Erinnerung ist Anfang März. Da fand das Jahrestreffen unseres Netzwerkes Ordnungsservice statt. Ok – Corona war da schon bekannt. Aber wir reisten alle nach Leipzig – noch sehr unbeschwert. Wir saßen in den Straßenbahnen, aßen im randvollen “Auerbachs Keller” und tagten zu 22 in einem Seminarraum. Auf der Zugfahrt zurück nach Wien (in einem ausreservierten Zug) achtete ich lediglich darauf, mir regelmäßig die Hände zu desinfizieren.
Und ab da ging’s los. Kurz darauf gab es den ersten harten Lockdown: Ausgangsbeschränkungen, Schulschließung, Geschäftsschließung. Puh – die Nerven zuhause lagen blank. An meinen Bürotagen war ich es gewohnt, allein bei uns zuhause zu sein. Plötzlich waren da noch drei Menschen. Die ersten beiden Wochen waren gräßlich. So lang hat es gedauert, bis wir einen guten Modus gefunden hatte und niemand mit seinen Bedürfnissen auf der Strecke blieb.
Von allen Seiten wurden wir bestürmt, die viele freie Zeit doch zu nutzen. Neue Hobbies anzufangen, viel bewusste Familienzeit zu genießen und die Entschleunigung zu nutzen. Mit diesen Vorschlägen stieg für gar nicht wenige der Druck – statt sie zu entlasten.
Ein offzielles Berufsverbot hatte ich nicht. Aber sowohl ich als auch meine KundInnen fanden es ratsam unsere Termine erstmal zu verschieben. Ich hatte also vieeeeeel Zeit, mich mit meinen Großprojekten zu beschäftigen. Und nach der ersten Schockstarre, kam ich zum Glück auch in die Gänge. Darüber wundere ich mich heute noch manchmal.
Darf man eine Krise auch genießen?
Ich begann die Zeit sogar zu genießen. Die Stille auf den Straßen, die Tage ohne feste Schulstruktur, die Konzentration auf das Wesentliche. Würden wir diese Dinge auch in die Zeit nach der Krise nehmen können? Haha – nach der Krise. Nach der Krise ist vor der Krise.
Einige Zeit war ich auch damit beschäftigt, die Londonreise, die ich mit unserem jüngeren Sohn geplant hatte, zu stornieren. Wir hatten uns schon so darauf gefreut und ganz viele Pläne. Nur dass ich mir die Harry Potter-World dadurch erpart habe, konnte ich als winziges Plus für mich verbuchen.
Sehr lustig habe ich die Gespräche mit einer Buchunsplattform in Erinnerung. Die haben mich Nerven gekostet, von denen ich gar nicht wusste, dass ich sie hatte. Aber als Anekdote sind sie ein Hit.
Abgesagt habe ich außer dem Londontrip: unseren Frankreich-Urlaub, das jährliche Treffen mit meinen Schwestern, das Innsbruck-Wochenende mit meiner Mutter, die traditionelle Neapel-Tage mit meiner ältesten Schwester, die 50er-Feier einer Schulfreundin in der Schweiz.
Zeit neugierig zu sein und zu lernen
In der Zeit habe ich auch die Donauinsel so richtig kennen gelernt. Obwohl ich schon 25 Jahre in Wien lebe, bin ich mit diesem Stück Wien nie so richtig warm geworden: 21 km aufgeschüttete Erde, zum Hochasserschutz errichtet. Aber eben auch ein fettes Stück Natur ganz in der Nähe. Ich beschloß meine Antipathie herauszufordern und radelte einmal die Woche die Insel rauf und runter – herrlich! Danach war ich platt und sehr zufrieden.
Und wenn man schon dabei ist, alte Konzepte über Bord zu werfen, warum nicht auch der leidigen Technik-Angst den Hahn abdrehen? Sobald ich mir eingestand, dass ich eigentlich vor allem zu faul war, etwas Neues zu lernen, war die Tür offen. Ja – eine schöne Erkenntnis war das nicht, aber befreiend. Warum sollte man auch vor Technik Angst haben? Sie tut ja nix. Sie ist einfach nur da. Also meine Lernkurve war 2020 jedenfalls enorm. Jetzt bemühe ich mich, mich nicht zu oft über die vergeudete Zeit zu grämen.
Ach ja – 50 bin ich auch geworden. Eine große Feier gab es nicht. Die Vorbereitungen dafür waren so eben im Gange, als alles anders wurde. Aber zumindest eine Kuchensause im Wiener Augarten (auch schon traditionell).
Mein persönliches Resümee: Corona hat für mich zwei ganz gegensätzlich Seiten. Die Ausnahmesituation, die uns aufgezwungen wurde, hat mir persönlich einen Schub beschert, wie ich ihn schon lange nicht mehr erlebt habe. Und ich weiß, dass es viele so erlebt haben. Gleichzeitig sehe ich, wie um mich herum die Dinge bröckeln. So bin ich verbunden und doch eine Insel.
Egal, wie Sie Weihnachten verbringen – ich wünsche Ihnen eine Verschnaufpause. Ich bin sicher, wir werden das gemeinsam schaffen. Manchmal versetze ich mich in Gedanken schon in die Zeit danach. Dann hole ich mir dieses einzigartige Gefühl, eine Herausforderung gemeistert zu haben, ins Jetzt. Und wenn ich ganz mutlos bin, dann erinnere ich mich immer an diesen wunderbaren Spruch (dessen Urheberschaft so ganz eindeutig nicht geklärt ist):
Everything will be alright in the end. If it’s not alright, it’s not the end.
(Am Ende wird alles gut. Und wenn es nicht gut ist, dann ist es nicht das Ende)
______________________________________________________________________________
Ich bevorzuge ja den Begriff “Bestandsaufnahme” statt Ausmisten. Wenn Sie wissen möchten, was für mich der Unterschied ist und wie Sie die für Sie richtigen Entscheidungen dabei treffen können, dann empfehle ich Ihnen meinen kompakten Ratgeber “Die drei Säulen der Ordnung”.
Möchten Siewissen, wann ein neuer Blogartikel erscheint? Dann tragen Sie sich in meinen Newsletter ein.
Sie sind auf Facebook? Dann lade ich Sie in meine Gruppe ein: Ordnung schaffen – leichter leben
Schreibe einen Kommentar