
Ich bin irre schnell überfordert. Zuviele Außenreize machen mir zu schaffen. Deshalb höre ich kaum noch Musik, mag keine hektischen Filme, keine Lokale mit Musik und meide große Geschäfte (die laute Musik – die reinste Ohrenhölle). Immer öfter träume ich von einem sehr zurückgezogenen Leben in einem winzigen Ort. Mein ganz konkreter Traum ist in 15 Jahren an den Traunsee zu ziehen. Oder nach Tavisstock. Tavisstock ist ein kleiner Ort in Südengland. Wir haben ihn vor Jahren auf einer Wohnmobiltour besucht und seitdem ploppt er in meinen Gedanken immer wieder auf. Bis es soweit ist, muss ich mit anderen Mitteln für meine innere Ordnung sorgen. Eines der Prinzipien das für mich dabei am Besten funktioniert ist: Reduktion. Und zwar in so ziemlich allen Bereichen.
Reduktion beschränkt mich nicht – sie schenkt mir innere Ordnung
Reduktion klingt in vielen Ohren immer noch nach Einschränkung. Nach Verzicht, kargem Leben und freudloser Verhärmtheit. Ja es stimmt schon – ich ermahne mich selbst ganz oft, es nicht zu übertreiben. Denn ganz ohne neue Impulse würde ich mich ja nicht weiter entwickeln. Meine innere Ordnung würde meine Neugier töten und mir neue Wege und Erkenntnisse verschließen.
Ein Prinzip sollte immer wieder in Frage gestellt werden. Immer.
Ich finde wie viele meiner Kund*innen viele Themen spannend. Aber ich reiße Dinge nicht gerne einfach nur an. Ich bin kein Scanner-Typ – ich möchte gut in etwas sein. Deshalb konzentriere ich mich maximal auf 2 zeitintensive Projekte. Egal ob in der Arbeit oder privat. Ziemlich oft ist mir auf dem Weg zur Meisterschaft schon die Luft ausgegangen: Chinesisch, Fotografie, Pralinenherstellung.… Ich habe die Motivation verloren, das Hobby ist versandet. Eine zeitlang habe ich an der Vorstellung festgehalten, schon noch weiterzumachen. Aber nach einigen Jahren war ich dann doch so ehrlich zu sagen: “Katrin – du wirst da nicht wieder einsteigen.” Gern hab ich mich nie getrennt. Schließlich waren damit ja auch sehr schöne Vorstellungen verbunden. Wie ich z.B. locker chinesisch plaudernd in China unterwegs bin. Oder meine Fotos in der Dunkelkammer selbst entwickle. Oder wunderbare schokoladige Kunstwerke zaubere. In den Abschiedschmerz hat sich aber auch immer schon Erleichterung gemischt. Und hey – ich kann jedes dieser Hobbys jederzeit wieder aufnehmen. Es ist nie ein Abschied für immer.
Reduktion von Interessen? Werd ich da nicht langweilig?
Viele meiner Kund*innen tun sich mit dem Abstoßen von Hobbys nicht nur schwer – es kommt ihnen nicht mal in den Sinn, dass sie diese Möglichkeit haben. Schließlich haben sie schon Zeit und Geld investiert. Und ist es nicht auch eine Niederlage, ein Hobby nicht weiter zu verfolgen? Außerdem: die Leute auf Youtube und Instagram haben immer so eine Menge Spaß dabei. “Das werd‘ ich doch wohl auch hinkriegen. Spaß haben! Verdammt!“
Und so stapeln sich Ungmengen an Büchern, Materialien und angefangenen Projekten. Befriedigend ist das nicht. Im Gegenteil. Es macht sie unzufrieden und erzeugt auch Druck. Völlig irrwitzig. Schließlich sind es ja freiwillige Hobbys. Die innere Ordnung kommt auch ins Schlingern. Denn wo überall Projekte lauern, passiert eines von zwei Dingen:
- permantentes Verzetteln
- absolute Stagnation
Wir machen also einen sanften Entzug. Die Kund*innen spüren nach, welches ihrer Interessen ihnen wirklich noch am Herzen liegt. Der Rest darf gehen: aus den Gedanken und aus Schubladen und Kästen. Dann ist endlich Platz im Kopf. Der Druck ist weg. Die Freude kommt zurück. Und plötzlich nehmen sie sich auch wieder Zeit für ihr Hobby.
Auch eine begrenzte Auswahl ist eine Auswahl
Vermutlich denken Sie bei Reduktion vor allem an die Reduktion von Dingen. Kriegen Sie gleich einen Kloß im Hals? Sie möchten doch die Auswahl haben? Immer die Möglichkeit aus vielen Alternativen zu wählen?
Ist das Leben nicht viel bunter, wenn Sie die volle Palette vor sich haben?

Ordnung halten ganz nebenbei?
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Ich möchte das gerne an einem Beispiel genauer aufdröseln: Lebensmittel. Wie oft komme ich in Küchen, die vor Lebensmitteln überquellen. Die Schubladen sind voll, die Lebensmittel stapeln sich am Boden. Überall in der Wohnung werden Dependancen eröffnet. Sogar im Putzschrank habe ich schon Lebensmittel vorgefunden, weil in der Küche einfach kein Platz mehr war. Das Kuriose ist: viele kochen gar nicht. Nicht in dem Ausmaß, die die Menge vermuten lässt oder sogar gar nicht. Ein Nebenschauplatz sind oft Regalmeter an Kochbüchern und natürlich Stapel mit Rezeptvorschlägen aus Zeitschriften. “Wenn ich dann mal kochen möchte, dann will ich ganz spontan wählen können, worauf ich Lust habe.” Lassen wir die Lebensmittelverschwendung mal außen vor. Ist das nicht ein Anspruch, der einem über den Kopf wachsen muss? Immer alles zuhause zu haben, damit man alles machen kann, worauf man eventuell mal Lust haben könnte? Geht eigentlich fast nur im Warenlager von Amazon.
Tja und was heißt das für mich? Bin ich schon so pragmatisch unterwegs, dass ich nie koche worauf ich Lust habe? Nie was Neues ausprobiere? Bin ich schon Sklavin meiner inneren Ordnung? Darüber habe ich eine ganze Weile gegrübelt.
Nein.
Ich habe auch die ganze Auswahl zur Verfügung. Nur nicht gleichzeitig, sondern hintereinander.
Ich sehe es so: alles worauf ich vielleicht mal Lust habe, lagern für mich die Geschäfte. Wunderbar sortiert und geschlichtet. Das schenkt mir nicht nur Platz zuhause. Ich gewinne so auch Zeit, die Dringlichkeit meines Wunsches zu überprüfen. Gut – spontan um 1.00 in der Nacht kann ich nicht für 12 spontan auftauchende Gäste ein indisches Curry auf den Tisch bringen. Aber das ist mir meine innere Ordnung allemal wert.
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