
Letztens habe ich es wieder gehört. Ist ja nicht so, dass es nicht dauernd darüber etwas zu lesen, zu sehen oder zu hören gäbe. Aber es gab da diesen einen Aspekt, der mich doch nochmal genauer hinhören ließ: die privaten Haushalte tragen den größten Teil zur Lebensmittelverschwendung bei!
Was?
Nicht der Handel? Nicht die Gastronomie? Nicht die Hotellerie?
Nein. Sie und ich und unsere Nachbarn.
“Katrin, da musst Du was schreiben”, machte ich mir eine interne Notiz.
Ich will ja nicht prahlen, aber wir schmeißen zuhause gar nix weg. Ok – ganz stimmt das natürlich nicht. Das Jausenbrot, das auch am zweiten Tag nicht in den Magen unseres Sohnes gefunden hat, das kommt dann doch in den Müll.
Aber zwei Dinge passieren wirklich nie:
- uns werden nie Lebensmittel schlecht
- wir werfen keine Reste weg
Vor einem halben Jahr habe ich eine groß angekündigte Doku darüber gesehen, wie man in Frankreich versucht, die Lebensmittelverschwendung zu dezimieren. Unter den Ideen war auch eine viel genutzte App, die einem sagt, was man mit den Sachen im Kühlschrank kochen soll.
Ich fand das reichlich seltsam. Aber gut – ich koche nie nach Rezept. Mein Mann schon.
Ich habe ein paar Standards, für die wir immer alles zuhause haben. Und sonst schaue ich, was so im Kühlschrank rumliegt und überlege mir, was ich daraus machen könnte. Es gibt wirklich total viele Gerichte, die koche ich genau einmal – und dann nie wieder.
Kreativ sein und nicht zu mäkelig
Mir ist schon klar, das ist nicht jedermanns Sache. Trotzdem traue ich nahezu allen da draußen genug Kreativität und Spontanität zu, eine genießbare Mahlzeit auch ohne Rezept hinzubekommen.

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Kreativität, weil wir ja schließlich alle eine durchgehende Essbiographie haben. Wir wissen also, was so einigermaßen zusammen passt. (Ich finde übrigens, mit Parmesan kann man auch das ödeste Gericht aufpeppen).
Gar nicht selten findet in unserer Pfanne schlicht zusammen, was droht schlecht zu werden. Das würde dann auch so in meiner App stehen: “Nehmen sie drei Lebensmittel, die demnächst schlecht werden. Salzen und pfeffern, etwas Parmesan und Zitrone. Bon appetit!
Ach übrigens: Kreativität entsteht aus Mangel. Sie brauchen also nicht die ganze Gewürzpalette, 8 Reissorten, 7 Öle und Essige.
Gut – vom Mangel sind wir ohnehin weit entfernt. Was ich sagen möchte: es fällt Ihnen vermutlich mehr ein, wenn Sie nicht vor einem überquellenden Vorratsschrank stehen. Denn das Gegenteil gilt auch: ein Überangebot an Alternativen mündet in Überforderung.
Also – seien Sie mutig! Kochen Sie ein- bis zweimal die Woche einfach irgendwas, mit dem was da ist. Es wird sicher nicht sooo grauenhaft, dass es nur noch für den Müll taugt.
Spontanität, weil wir eben nicht dauernd unser allerliebstes-lieblings-leibundmagen-das-gabs-immer-bei-der-oma-Essen bekommen. Sondern manchmal halt auch einfach nur etwas, das satt macht!
Diesen Satz sage ich übrigens auch unseren Kindern, wenn sie meckern. Sie sind von meinen Ad-hoc-Gerichten nicht immer soooo begeistert. Klar, die allermeisten Kinder lieben die Wiederholung und das Gewohnte. “Dann gibt’s halt heute mal was, was Euch nicht sooooo super schmeckt.” Eine Zumutung!
Rettet uns die Technik, oder wir uns?
In dem erwähnten Fernsehbeitrag wurde eine Französin interviewt, die ganz glücklich war über die App, weil sie immer so viel weggeschmissen hat. Jetzt gibt sie in die App die Lebensmittel ein, die sie zuhause hat und bekommt postwendend gesagt, was sie alles daraus kochen kann.
Warum kann ich mich nicht einfach darüber freuen, dass es jetzt so ein tolles Werkzeug gibt. Eine App, die dazu beiträgt, dass in Privathaushalten weniger weggeschmissen wird? Ich rätsel darüber, seit ich diesen Beitrag gesehen habe.
Ich frage mich, warum wir die einfachsten Kompetenzen verlieren. Oder eher: warum wir glauben, sie gar nicht zu besitzen und sie bereitwilligst an Apps abgeben.
Ich finde auch Apps wie “ToGoodToGo” fragwürdig. Sollten wir nicht eher die Überproduktion vermeiden? Muss denn wirklich um 17.50 beim Bäcker noch das volle Sortiment vorhanden sein?
Ist es für uns wirklich unzumutbar, dann nur noch aus drei Brotsorten wählen zu können? Muss die Sushi-Bar wirklich um 21.50 noch hektisch alle Sorten auffüllen, um sich nicht den Zorn der verwöhnten Kundschaft zuzuziehen?
Die App “ToGoodtoGo” wirbt damit, dass man durch den Kauf zum Lebensmittelretter wird. Werden wir das wirklich? Oder wird uns das etwa weißgemacht, damit wir uns besser fühlen, während wir gleichzeitig bei dem Wahnsinn mitmachen?
Der smarte Kühlschrank gegen Lebensmittelverschwendung
Vor einem Jahr sollte ich bei der Entwicklung eines smarten Kühlschranks helfen. Die Frage war, wie müsste der aufgebaut sein und welche Funktionen sollte die App haben, damit man keine Lebensmittel mehr wegschmeißt.
Ich war überfragt. Deshalb habe mich wirklich bemüht, mich in jemanden reinzuversetzen, der regelmäßig Essen wegwirft – also immer deutlich mehr kauft, als für den eigenen Bedarf notwendig ist. Wie könnte man so jemandem helfen? Ich kann mir einfach nicht vorstellen, wie das ist, wenn man keinen groben Überblick über die eigenen Lebensmittel hat. Den Kühlschrank voller Gemüse und auf dem Heimweg noch Tomaten einkauft. 5 Erdbeerjoghurts zuhause und halt noch 2 Marillenjoghurts einpackt.
Vielleicht bin ich also einfach bloß hochnäsig? Nur weil es mir leichtfällt, halte ich es für Kinderkram, den doch wirklich jeder und jede beherrschen müsste?
Kein Kauf über Bedarf – keine Lebensmittelverschwendung
Was könnte also helfen, einen guten Überblick zu haben und nicht dauernd über den eigenen Bedarf zu kaufen? Ich kann Ihnen nur sagen, wie wir es machen. Die Klassiker wie, nie hungrig einkaufen und nur mit Einkaufsliste setze ich einfach mal als bekannt voraus.
- Eine sinnvolle Anzahl an Varianten von ein- und derselben Sache: 2 Sorten Nudeln, 2 Sorten Reis, 2 Sorten Käse, 2 Sorten Hülsenfrüchte, 1 Sorte Frühstücksflocken, 1 Sorte Brot, 4 Sorten Gemüse. Es ist wirklich schwer, mit so einer Vorratshaltung, Lebensmittel schlecht werden zu lassen. Und nein: wie leiden nicht unter Auswahlarmut. Ich denke es ist ok erstmal eine Packung Frühstücksflocken zu verbrauchen und dann eben erst eine andere Sorte zu kaufen. Wir haben die Auswahl halt nicht gleichzeitig, sondern hintereinander.
- Konkrete Bereiche: Wir haben zuhause ein Nudel/Reis/Griesfach. Einen Bereich für Konserven. Einen Bereich für Hülsenfrüchte.… Sie verstehen. Wir wissen immer, ob der gut gefüllt ist, oder schon deutliche Lücken hat. Solange die Bereiche gefüllt sind – wird nix nachgekauft. Selbst wenn uns die lustige Nudelsorte im Supermarkt ins Auge fällt. Und selbst wenn die nur “noch diese Woche” im Angebot ist.
- Ablaufdatum ist kein Gebot, sondern eine Orientierung. Ein Joguhrt, der sich noch nicht mit grünem Pelz schmückt, ist essbar. Vom Käse kann man leichten Schimmel großzügig abschneiden. Das gleiche gilt für Obst und Gemüse. Nudeln und Reis haben kein Ablaufdatum – auch wenn eines aufgedruckt ist. Die können nicht verderben. Eine Ausnahme ist klarerweise ein Mottenbefall.
- Lust auf was Neues? Klar. Es macht Spaß neue Produkte auszuprobieren. Wenn wir neue Produkte ausprobieren, dann brauchen wir sie auch auf. Selbst wenn wir nicht total überzeugt davon sind. Weil sie vielleicht doch nicht soooo toll schmecken, oder die Kocheigenschaften nicht gut sind. Wir sehen es als Herausforderung: wie können wir auch mit Reinfällen was Essbares kochen.
Hier gibt es noch weitere Tipps: 50 Tipps gegen Lebensmittelverschwendung
Hier lesen Sie mehr zum Thema: Lebenmittel retten – Klima schützen
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