Ord­nung und ADHS

Ordnung und ADHS braucht besondere Überlegungen

“Ich hab als Erwach­sene erst die Dia­gnose bekom­men. Seit­dem ist mir soviel klar gewor­den.” Meine Kun­din führt mich durch ihre Woh­nung. “In mei­nem Kopf sieht es irgend­wie genauso aus, wie in der Woh­nung.” Ord­nung und ADHS ist ein ganz beson­de­res Thema und auch eine beson­dere Her­aus­for­de­rung.
Ich kann mir kaum vor­stel­len, wie sich der All­tag und seine Anfor­de­run­gen für Men­schen mit ADHS anfüh­len muss. Anstren­gend, ver­mute ich mal. Die späte Dia­gnose ist für meine Kun­din zwar eine Erleich­te­rung, weil sie jetzt ver­steht, dass sie nicht “falsch” ist. Trotz­dem blei­ben die Her­aus­for­de­run­gen natür­lich die glei­chen. Ich bin keine Exper­tin auf dem Gebiet und muss des­halb mit mei­nen ADHS-Kund*innen mehr über­le­gen als sonst. Denn das, was bei so vie­len ande­ren funk­tio­niert, muss ich hier gründ­lich hin­ter­fra­gen.

Die Her­aus­for­de­run­gen bei Ord­nung und ADHS

Dabei ist weni­ger das Aus­sor­tie­ren ein Pro­blem (die meis­ten sind wahn­sin­nig ent­schei­dungs­freu­dig), son­dern die Vor­ge­hens­weise und auch das Ord­nungs­sys­tem. Meine Kund*innen mit ADHS erzäh­len mir alle von ähn­li­chen Pro­ble­men:

  1. Beim Auf­räu­men ver­zet­teln sie sich (gut, dass pas­siert auch ande­ren häu­fig)
  2. Wenn sie ihre Dinge nicht sehen, dann ver­ges­sen sie sie bin­nen kür­zes­ter Zeit
  3. sie inter­es­sie­ren sich für sehr viele Sachen

(ACHTUNG: Wenn Sie sich hier wie­der­fin­den, heißt das nicht, dass Sie ADHS haben. Eine Dia­gnose kann nur ein*e Psychiater*in stel­len.)
Gleich­zei­tig wol­len sie für sich ein geklär­tes Umfeld, damit der ohne­hin sehr bean­spruchte Kopf bes­sere Chan­cen hat, zur Ruhe zu kom­men. Außer­dem wün­schen sie sich natür­lich einen rei­bungs­lo­se­ren All­tag. Denn – auch das haben viele gemein­sam – in ihrer Arbeit sind sie extrem gewis­sen­haft und ehr­gei­zig. Allein ihre anstren­gende Dis­po­si­tion scheint so viel Ener­gie sinn­los zu ver­brau­chen. Ord­nung und ADHS ist also gleich­zei­tig das Pro­blem, wie auch die Medi­zin.

Viel Input und kaum Out­put

Was eben­falls alle zer­mürbt ist die Tat­sa­che, dass sie so viel an ihrer Ord­nung arbei­ten. Nur sehen sie keine Erfolge. Oder die Erfolge sind nur kurz­fris­tig. Alles scheint immer in Bewe­gung. Nichts hat Bestand. Dabei wäre es so wich­tig, wenn man sich dar­auf ver­las­sen könnte: “Ich räume auf und folg­lich hab ich Ord­nung.” Wir kön­nen uns sicher alle vor­stel­len, wie frus­trie­rend das sein muss und wie demo­ti­vie­rend. Da wach­sen dann auch die Selbst­vor­würfe und am Ende steht ein Selbst­bild, das mei­nen wun­der­ba­ren, lie­bens­wer­ten, eif­ri­gen Kund*innen über­haupt nicht gerecht wird: “Ich bin unfä­hig.” Ord­nung und ADHS müs­sen sich aber nicht auto­ma­tisch aus­schlie­ßen.

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Als ers­tes küm­mern wir uns natür­lich um den Leucht­turm. Wir schauen in die Kind­heit zurück, machen uns auf die Suche nach den ganz spe­zi­el­len Wün­schen, die mit der Ord­nung ver­knüpft sind und erar­bei­ten ein Ziel, dass sich auch wirk­lich lohnt. Eigent­lich wie mit mei­nen ande­ren Kund*innen auch. Mit dem Unter­schied, dass wir immer auch nach­for­schen, wie ihre beson­dere Dis­po­si­tion da rein­passt. Denn eines ist mal sicher: die übli­chen “Hacks”, die vie­len per­fek­ten Vor­bil­der quer durch alle Medien (sozial oder auch nicht), die Vor­stel­lun­gen “wie etwas zu sein hat” – die darf man mal getrost ver­ges­sen. Ord­nung und ADHS kann kei­ner Scha­blone fol­gen.

Was Men­schen mit ADHS leicht fällt

Men­schen mit ADHS brau­chen von außen jeman­den, der den Fokus für sie hält. Eine Kun­din hat mir mal vom Kon­zept des “Body Doubling” erzählt. Beim Body Doubling geht es ein­fach nur darum, als zweite Ener­gie im Raum zu sein. Allein das hilft schon, kon­zen­triert an einer Sache dran zu blei­ben. Das ist auch meine Erfah­rung. Wenn ich mit mei­nen ADHS-Kund*innen arbeite, sind sie ganz bei der Sache. Ich achte dann dar­auf, dass wir recht­zei­tig Pause machen. Denn auch das fällt mir auf: in ihrem Eifer über­se­hen sie oft den Zeit­punkt für eine not­wen­dige Aus­zeit. Die Anzei­chen sind ganz unter­schied­lich. Damit sie nicht von der Kon­zen­tra­tion in die Über­for­de­rung rut­schen, beob­achte ich genau und läute dann die Pau­sen­glo­cke.

Auch beim Aus­sor­tie­ren sind meine Kund*innen sehr flott. Übli­cher­weise fällt es ihnen – sobald wir die men­tale Vor­be­rei­tung abge­schlos­sen haben – sehr leicht, die Spreu zu erken­nen und die auch los­zu­las­sen. Sie sind meist sehr prag­ma­tisch. Mein Ein­druck ist von ihnen ist “Ich hab kapiert, worum es geht. Ich hab ver­stan­den, was zu tun ist. Also tu ich es.“
Auch das Zwi­schen­sta­dium “Chaos” oder viel­leicht sogar “noch mehr Chaos” kön­nen sie gelas­sen hin­neh­men. Ihre Frust­to­le­ranz ist, was die­sen spe­zi­el­len Zustand angeht, hoch.

Ord­nung und ADHS braucht Spiel­raum

Ein star­res Sys­tem wird Men­schen mit ADHS gleich wie­der zu Fall brin­gen. Es ist ganz wich­tig, gemein­sam auf die Suche zu gehen und der eige­nen inne­ren Logik zu fol­gen. Ein Ver­gleich mit mei­nem eige­nen Sys­tem oder Vor­schläge von mir sind nicht das erste Mit­tel der Wahl. Also neh­men wir uns Zeit. Meine Kund*innen wer­den dann oft schon unge­dul­dig und hät­ten gerne ein Rezept von mir. Aber ich weiß: nur die eigene Logik wird ihnen auch spä­ter hel­fen, ihr Sys­tem zu mana­gen. Die Ergeb­nisse unse­rer Über­le­gun­gen sind oft sehr über­ra­schend und krea­tiv. Die Arbeit mit mei­nen ADHS-Kund*innen ist auch für mich irr­sin­nig lehr­reich und dafür möchte ich hier an die­ser Stelle ein­fach mal allen DANKE sagen!

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