Man könnte echt einen Stress bekommen, wenn man sich mit dem Thema Ordnung beschäftigt. Es scheint mir manchmal so, als gäbe es zwischen den beiden Polen “Chaos” und “perfekte Ordnung” nicht viel Spielraum. Den Druck, den Menschen empfinden, bekomme ich in Gesprächen zu spüren. Egal wo ich ich bin – sei es auf einer Geburtstagsfeier, einem Netzwerktreffen oder im Zug – wenn ich erzähle was ich tue, sehe ich bei nicht wenigen eine regelrechte Panik aufsteigen. So, als müssten sie sich vor mir rechtfertigen. Wenn ich ganz ehrlich bin, mag ich manchmal schon gar nicht erzählen, was ich beruflich mache. Denn meist muss ich meine Gesprächspartner*innen erstmal beschwichtigen. Erstens ist es mir ja völlig egal, ob jemand unordentlich oder ordentlich lebt. Ich bin ja nicht auf Missionierung. Zweitens haben viele automatisch ein verzerrtes Bild von mir.
Entspannen Sie sich
Warum ist das so? Warum fühlen sich viele so ertappt? Ich habe auf diese bis jetzt keine Antwort. In den Gesprächen, die sich entspinnen merke ich viel zu oft, dass die Menschen eine sehr verkrampfte Einstellung zum Thema Ordnung haben. Sie erzählen mir von ihrer Kindheit, mit super peniblen Eltern. Oder auch mit sehr chaotischen Eltern. Sie berichten von Partner*innen, die einfach nicht das gleiche Ordnungsbedürfnis haben. Sie erzählen von Verwandten, die die Kinder mit Spielzeug überhäufen und damit einfach nicht aufhören wollen, egal wie oft sie darum gebeten werden. Sie berichten begeistert von Serien, die sie im Fernsehen verfolgen und wie umwerfend ordentlich die Häuser am Ende aussehen. Manchmal fragen sie mich um Rat. Und fast immer fällt einer der beiden Sätze “Dich könnte ich gebrauchen” oder “Oh – da kenne ich jemanden, der könnte Dich gebrauchen.”
Die komplette Ablehnung
Die andere Gruppe bringt mich innerlich immer zum Grinsen. Da werden die Arme verschränkt, wenn ich von meine Beruf spreche. Das Kinn wird gehoben und es wird angesetzt zu einer flammenden Rede wider die Ordnung. “Leute” – denke ich mir dann, “ich sitze hier einfach nur auf einer Geburtstagsfeier rum und will ein bißchen plaudern.” Warum aber auch hier so eine starke Reaktion? Als hätte man Sorge, ich würde jetzt gleich nach den Fotos der eigenen vier Wände fragen, eine Diagnose stellen und anschließend ein Ordnungstherapie verschreiben: “Sie brauchen die perfekte Ordnung! So wie es jetzt ist, geht es ja gar nicht.”
Die perfekte Ordnung ist für Sie da
Natürlich sehe ich auch viele Beiträge auf Social Media. Da wird von Morgenroutinen gesprochen, perfekt eingerichtete Küchen gezeigt, Abstellkammern eingerichtet. Der Knick im Kissen, der galt in meiner Generation als mega spießig. Das war etwas, das haben unsere Großeltern gemacht. Heute sieht man es wieder – der Handkantenschlag, der die Ecken des Sofakissens in zwei Spitzen nach oben schießen lässt. Anschließend wird glücklich in die Kamera gelächelt. Keine Frage – alle Menschen sollten das machen, wenn es zu ihrem Wohlbefinden beiträgt. Mit Ordnung, so wie ich sie verstehe, hat das aber gar nichts zu tun. Wenn ich mich von meiner Ordnung durch die Gegend scheuchen lasse, dann ist das in meinen Augen eine Themenverfehlung. Meine Ordnung ist für mich da. Sie lässt meinen Alltag so reibungslos wie möglich laufen. Sie nimmt mir Arbeit ab, anstatt mir welche zu machen. Und sie drückt auch mal eine Auge zu und sagt “Komm, lass’ für heute gut sein.”
Die perfekte Ordnung ist großzügig
Die perfekte Ordnung erfüllt Ihnen das, was Sie sich wünschen. Wünschen Sie sich eine penible Kategorisierung? Möchten Sie Ihre Dinge schnell zur Hand haben und schnell wegräumen können? Die perfekte Ordnung berücksichtigt aber auch, was Sie zu leisten bereit sind und wie Ihre Realtität aussieht. Die Kissen-Knick-Frage wäre: “Wieviel bringt es mir im Alltag, wenn ich mein Kissen täglich spalte?”
Die gleiche Frage stelle ich mir, wenn ich in Videos sehe, dass alle Lebensmittel immer in Plastikbehälter umgefüllt werden. Klar das sieht hübsch aus, aber wäre es mir die Arbeit wert? Bringt es mir tatsächlich mehr Ordnung? Oder verlagere ich damit einfach nur das Problem? Mache ich damit nicht nur aus “Zuviel” ein “Zuviel in hübschen Behältern?” Also: bringt mir der Arbeitseinsatz das, was ich mir wünsche? Wenn Sie sagen “Ja – absolut”, dann nur zu.
Mein Fazit: Bleiben Sie bei sich und denken Sie immer dran: Die perfekte Ordnung ist für Sie da – und nicht umgekehrt.
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