Wie ent­steht Chaos oder: Sie haben nie genug

Mar­tin ist ein mega moti­vier­ter Kunde. Unser ers­ter Tele­fon­kon­takt war noch sehr ver­hal­ten. Mar­tin hatte sehr viele Beden­ken. Es war ihm glaube ich auch ein wenig pein­lich, dass er sich an mich gewandt hatte. Und er war rat­los: “Ich grüble und grüble, aber ich komm nicht drauf: Wie ensteht so ein Chaos?” Also haben wir erst­mal einen Test­ter­min ver­ein­bart. Danach noch einen. Dann habe ich zwei Monate nichts von ihm gehört. Bis er mich anrief und meinte: “Ich will so gerne, aber ich schaff’s nur mit Ihnen.” Wir ver­ein­bar­ten ein Halb­jah­res­pa­ket. Mei­ner Ein­schät­zung nach, wer­den wir in die­sem hal­ben Jahr seine kom­plette Woh­nung durch­or­ga­ni­siert haben. Inklu­sive Kel­ler.

Wie ent­steht Chaos?

Als ich zum ers­ten Mal mit Mar­tin in sei­ner Küche saß und wir bei einem Kaf­fee unse­ren ers­ten Ein­satz bespro­chen haben, viel mir eines gleich auf: die Küchen­spüle war blitz­blank. Der Küchen­tisch leer. Und obwohl ansons­ten über­all wirk­lich viel her­um­lag, war das für mich das Indiz: Mar­tin ist ein ordent­li­cher Mensch. Also im Inne­ren. Nur: der innere ordent­li­che Mar­tin kann sich nicht zei­gen. Warum ist das so? Wie ent­steht Chaos eigent­lich? Naja – wie immer liegt es an dem vie­len Zeug, das über­all her­um­liegt und kei­nen fest defi­nier­ten Platz hat. Im Laufe der nächs­ten Stun­den erzählte mir Mar­tin, dass er eigent­lich kaum was kaufe. Nur für seine bei­den Pas­sio­nen – aber ansons­ten sei er kei­ner, der Dinge anhäuft. ABER: er hat halt im Laufe der letz­ten Jahr­zehnte auch nicht wirk­lich aus­ge­mis­tet. Zunächst schien es kei­nen Bedarf zu geben. Die WG löste sich lang­sam auf und Mar­tin gewann mit jedem Mit­be­woh­ner, der aus­zog mehr Platz. Den Kipp­punkt ver­passte er und plötz­lich schien alles zuviel.

Relikte aus der Ver­gan­gen­heit

Auf der Suche nach einem sinn­vol­len Anfang, fiel mein Blick auf ein Regal. Von oben bis unten lau­ter Ord­ner. Ordent­lich beschrif­tet und in ein­heit­li­cher Farbe. Wie gesagt: Mar­tin ist ein ordent­li­cher Mensch. “Das sind meine Stu­di­en­un­ter­la­gen”.

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Ja – da waren sie wie­der. Gesam­mel­tes Wis­sen. Von vor 30 Jah­ren. Ich kenne das schon. Viele, sehr viele Men­schen hän­gen an ihren Stu­di­en­un­ter­la­gen. Aus einem Grund aller­dings nie­mals: weil sie ihr Wis­sen damit regel­mä­ßig auf­fri­schen. Nein. Stu­di­en­un­ter­la­gen sind meist sen­ti­men­tale Anker. Manch­mal auch ein Sta­tus­sym­bol. Logisch wei­ter­ge­dacht bedeu­tet das: den ursprüng­li­chen Zweck erfül­len sie nicht mehr. Ob er dafür dann wirk­lich ein gan­zes Bücher­re­gal reser­vie­ren wolle? Die­ser Gedan­kens­hift – also, die Erkennt­nis, dass die Unter­la­gen inzwi­schen einen ganz ande­ren Sinn für Mar­tin haben – hat sofort gezün­det. Wir haben dann noch wei­ter über die bestimm­ten Qua­li­tä­ten von Erin­ne­run­gen gespro­chen und dann war klar, dass die Stu­di­en­un­ter­la­gen kei­nen Platz mehr in Mar­tins Leben haben. Knapp 40 Ord­ner wan­der­ten aus dem Regal. Dafür wan­der­ten Sachen vom Boden und der Couch in das Regal.

Sorge um die Zukunft

Das Thema Erin­ne­run­gen ist uns auch bei den nächs­ten Ter­mi­nen immer wie­der begeg­net und wird uns auch immer wie­der begeg­nen. Aber Mar­tin weiß jetzt schon klar, wie er zu sei­nen Erin­ne­run­gen wirk­lich steht und wel­che er tat­säch­lich noch bei sich haben will.
Wie ent­steht Chaos aber noch? Dafür wech­seln wir mal in die Zukunft. Wie alle meine Kund*innen, treibt auch Mar­tin der Gedanke um, er könne xy bestimmt mal brau­chen. Bzw: falls A, B, oder C ein­tritt, dann ist es gut, wenn ich X, Y, oder Z habe. Das Inter­es­sante bei die­sem Gedan­ken ist ja: er ist nicht nur sehr belie­big, son­dern auch unvoll­stän­dig. Denn kon­se­quent gedacht, bedeu­tet er eigent­lich, dass man – obwohl man schon zuviel hat – eigent­lich immer noch zuwe­nig hat. Die Aus­wahl der mög­li­chen Sze­na­rien ist schließ­lich gren­zen­los. Was ist denn mit E, F, G, H und all den ande­ren Even­tua­li­tä­ten? Men­schen, die sich mög­lichst umfas­send auf alles Mög­li­che vor­be­rei­ten wol­len, müss­ten also noch viel, viel mehr anhäu­fen. Die Absur­di­tät gefiel Mar­tin. Ich hab ja zu Beginn schon erwähnt, dass Mar­tin schwer moti­viert ist. Des­halb habe ich ihm gera­ten, den Gedan­ken “das könnte ich noch mal gebrau­chen” zu ent­ne­beln. Dafür haben wir für ihn zwei Fra­gen for­mu­liert, die ihm ab jetzt als Kom­pass die­nen.

Wie ent­steht Chaos und warum ist das über­haupt inter­es­sant?

Chaos ent­steht aus zwei Grün­den: der Sorge um die Zukunft und dem Ver­har­ren in der Ver­gan­gen­heit. Kei­nes von bei­dem ist pro­ble­ma­tisch – außer die Gegen­wart wird beein­träch­tigt. Und das ist der Fall, wenn für alles was war und für alles was sein könnte, zuviele Gegen­stände das Zuhause ver­stop­fen. Oder ich for­mu­liere es mal anders: die fal­schen Gegen­stände. Denn es ist immer so- wirk­lich immer – haben meine Kund*innen erst mal ein Gespür für die rich­ti­gen Gegen­stände ent­wi­ckelt, wer­den es auto­ma­tisch viel, viel weni­ger. Und damit wird Platz für die Gegen­wart.

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