
Wann immer ich mit Familien arbeite, ist Ordnung im Kinderzimmer ein Thema. Im Kinderzimmer treffen so viele Erwartungen und Widerstände aufeinander, wie an keinem anderen Ort der Wohnung. Die Konflikte die sich aus dieser Mischung ergeben breiten sich im Familienleben aus, die Vorwürfe werden mehr, die Frustrationen auch und am Ende steht oft die Resignation.
Für mich war es oft schwer auszuhalten, in welcher Windeseile es meine beiden Söhne schaffen ihr Zimmer vom Zustand der Ordnung in den Zustand des Chaos‘ zu überführen. Im Laufe der Zeit haben sie mir aber durch ihre Beharrlichkeit etwas ganz Wichtiges beigebracht. Nämlich meine Vorstellungen von einem ordentlichen Kinderzimmer zu überdenken. Als das geschafft war, konnte ich einen Weg finden, der für uns alle gangbar ist.
Eines also vorweg: ein aufgeräumtes Wohnzimmer ist mit einem aufgeräumten Kinderzimmer nicht zu vergleichen. Man darf und soll es hier also ruhig etwas lockerer angehen. Dennoch: Kinder brauchen eine Ordnung. Ordnung gibt Kindern Orientierung und Sicherheit und schafft so Raum für Entfaltung. Kinder können sich besser konzentrieren und fokussieren, wenn sie keinen Ablenkungen ausgesetzt sind. Da geht es uns Erwachsenen ja nicht viel anders.
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Inzwischen sind die beiden im Teenageralter. Sie lieben das Aufräumen immer noch nicht – aber sie tun was zu tun ist für die minimale Ordnung im Kinderzimmer. Meistens. Mir ist es inzwischen recht wurscht, wie sie dort hausen. Meistens. Es gibt ein paar Grundregeln, die nicht verhandelbar sind: kein Essen und kein Geschirr über Nacht stehenlassen. Wenn Putztag ist, müssen die Flächen frei sein (in die Schubladen schaue ich nicht – geht mich auch nichts an). Schmutzwäsche kommt immer uns ausnahmslos in den Wäschekorb. Zumindest diese drei Pfeiler funktionieren reibungslos.
Meistens.
Tipp 1: Nutzen Sie die natürlichen Anlagen Ihres Kindes
Grundsätzlich bringen Kinder die besten Vorraussetzungen mit, um selbst Verantwortung für ihr eigenes Reich zu übernehmen und für Ordnung im Kinderzimmer zu sorgen: sie wollen selbständig sein, sie wollen helfen und sie zum Wohle der Familie kooperieren. Mehr braucht man eigentlich nicht.
Daher mein erster Tipp: Machen sie Ihrem Kind klar, dass es viel für das gute Zusammenleben innerhalb der Familie tun kann, indem es mithilft Ordnung im Kinderzimmer zu halten. “Wenn wir jetzt gemeinsam aufräumen, dann haben wir Zeit eine Runde Memory zu spielen/Platz, die Eisenbahn aufzubauen.” Aber: greifen Sie keinesfalls auf Drohungen oder Manipulation zurück. „Wenn Du jetzt nicht hilfst, dann geht es mir schlecht. Dann bist Du schuld, wenn Mama und Papa sich unglücklich fühlen.“ Dieser Handgriff ist verführerisch, vor allem wenn man gerade nur noch über einen halben intakten Nervenstrang verfügt. Aber bevor Sie sich dazu hinreißen lassen – lieber Fünfe gerade sein lassen und das Aufräumen auf einen späteren Zeitpunkt verschieben.
Tipp 2: Ordnung im Kinderzimmer – bereiten Sie Ihr Kind vor
Kinder brauchen Zeit, um sich vorzubereiten. Sie sind immer mit irgendwas beschäftigt – auch wenn es für uns gerade nicht so aussieht. Überfallsartige Anordnungen und Aufforderungen enden daher logischerweise immer im Widerstand. Eltern wissen sehr gut, was es heißt, aus ihren Tätigkeiten herausgerissen zu werden. „Hol mir den Kleber“; „Wo ist die Pippi Langstrumpf CD?“; „Ich hab Hunger“. Wir erleben dann fast immer einen Stressmoment. Aber weil wir erwachsen sind, können wir das zumeist kanalisieren. Kinder können das nicht. Viel wichtiger: sie müssen das noch nicht können. Sie können es aber lernen.

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Daher mein zweiter Tipp: geben Sie Ihrem Kind einen zeitlichen Horizont. So vermeiden Sie den Stressmoment und so werden Ihre Kinder das Aufräumen nicht mit dem körperlichen Erleben von Stress verbinden. Geben Sie Ihren Kindern zwei Zeitpunkte zur Auswahl. Wenn sich dann trotzdem eine Diskussion anbahnt – und das wird immer mal passieren – beharren Sie auf der Vereinbarung. Machen Sie Ihrem Kind klar, wie wichtig es ist, dass es verlässlich ist. Durch seine Verlässlichkeit können seine Freiräume wachsen.
Tipp 3: Konkret werden
Kinder brauchen klare Anweisungen. Ein schlichtes „Räum Dein Zimmer auf“ wird keinen Erfolg bringen. Da purzeln tausend Gedanken durch den Kopf und es entsteht sofort wieder ein Stressmoment.
Daher mein dritter Tipp: geben Sie Ihrem Kind einen klaren, überschaubaren Auftrag. Ist der erledigt, bekommt es den nächsten Auftrag. Vielleicht denken Sie jetzt „mein Sohn ist doch schon 13. Kann ich da nicht erwarten, dass er selbst sieht was zu tun ist“. Vielleicht hilft es Ihnen dann mal kurz die Seiten zu wechseln: wie waren Sie als Teenager? Konnten Sie sehen, was Zuhause zu erledigen ist? Ich konnte das nicht. Probieren Sie es einfach mal aus. Ich bin sicher, mit klaren Anweisungen werden Sie mehr Kooperation erreichen.I
Tipp 4: Mithelfen lassen
Kinder wollen gebraucht werden und sie wollen nachahmen. Kleine Kinder, die miterleben welche Aufgaben zuhause erledigt werden, wollen all das auch tun: sie wollen staubsaugen; sie wollen den Boden wischen; sie wollen Wäsche aufhängen; sie wollen Wäsche zusammenlegen. Eltern sollten das wertschätzen und annehmen. Ein Kind, dass sein Zimmer selbst gesaugt hat strahlt vor Stolz.
Daher mein vierter Tipp: nehmen Sie die Hilfe Ihrer Kinder an. Natürlich wissen Sie schon vorher, dass Sie nachsaugen müssen, dass die Wäsche nochmal ordentlich zusammengelegt werden muss und dass Sie alleine viel schneller fertig wären. Es wird nicht immer gehen, dass Sie Ihre Kinder einbeziehen. Aber wann immer es geht – nutzen Sie diese großartige Anlage. Dann wird auch die Ordnung im Kinderzimmer ohne zu Hinterfragen in Angriff genommen.
Tipp 5: Außenreize reduzieren
Damit Kinder sich konzentrieren können, sich ganz auf ein Spiel einlassen können und darin aufgehen, brauchen sie eine Umgebung, die ihnen Sicherheit vermittelt und nicht zuviele Reize bietet. Sie brauchen keine Unmengen an Spielsachen – das verführt nur zu „Spiele-Hopping“.
Daher mein fünfter Tipp: Reduzieren Sie die Spielsachen.
Alle Eltern wollen ihre Kinder fördern und sind nur allzugerne bereit, dafür immer neues Spielzeug anzuschaffen. Ich gebe zu, es ist wirklich schwierig, sich dem Drang zu widersetzen. Was da alles angeboten wird…und wenn ich das meinem Kind vorenthalte, dann….. Da stiegen auch bei mir schlimme Vorahnungen von unentdeckten Potenzialen auf. Aber ich wusste auch: meine Kinder würden mir ihr Potenzial zeigen – auch ohne ständigen Spielzeugnachschub. Es ist eigentlich nur an uns Eltern, genau hinzusehen.
Beobachten Sie Ihr Kind. Es hat wahrscheinlich nur eine Handvoll Spielsachen, mit denen es sich immer wieder gerne beschäftigt. Suchen Sie gemeinsam mit Ihrem Kind eine bestimmte Anzahl an Spielsachen aus, die im Regal bleiben. Meine Kinder hatten – neben Lego und der Eisenbahn – noch ungefähr 10 Spielsachen zur Auswahl. Der Rest kam in Kisten. Wenn die beiden anfingen in den Kisten zu wühlen – meist nach ungefähr drei Monaten – wusste ich, es ist Zeit mal wieder zu wechseln. Die Spiele, die auch nach mehreren Malen nicht aus den Kisten ins Regal wandern, kommen dann in die Flohmarktkiste.
Juchu – endliche mal Langeweile
Bei dieser Gelegenheit möchte ich auch noch ein Wort zur Langeweile verlieren. Die Angst vor der Langeweile der eigenen Kinder und den unbedingten Wunsch, diese sofort zu beseitigen – gerne mit neuem Spielzeug – kenne ich auch. Das quengelige „mir ist langweilig“ hat auch bei mir oft zu hektischem Ideenauswurf geführt. Heute weiß ich: die Langeweile ist die beste Freundin der Idee. Versuchen Sie die Langeweile Ihrer Kinder auszuhalten und seien Sie einfach mal neugierig, was Ihr Kind aus der momentanen Leere entwickelt. Es lohnt sich.
Zum Schluss noch ein paar Ratschläge, wie sie Kindern das Aufräumen zur Gewohnheit machen können:
- nach dem Essen das Geschirr wegräumen
- schmutzige Wäsche selbst in den Wäschekorb
- Jacken nach dem Ausziehen immer gleich aufhängen
- nicht mit Belohnungen arbeiten – die Belohung ist, dass man etwas geschafft hat, sonst wird das Aufräumen nur nach dem Lustprinzip erledigt.
- Seien Sie nicht der Suchhund Ihrer Kinder. Lassen Sie Ihre Kinder ruhig selbst ihre Sachen suchen. Den folgenden Dialog kann ich nur empfehlen “Mamaaaaa! Wo ist mein Laserschwert?” “Da wo Du es hingelegt hast.”
Bei all dem gilt – da wir es mit Kindern zu tun haben – Ausnahmen sind erlaubt. Folgen Sie einfach Ihrem Gespür.
Schreiben Sie mir, wie es Ihnen mit meinen Tipps ergangen ist. Ich freue mich über Ihre Erfahrungsberichte.
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