Wachsen Ihnen beim Wort “Routinen” graue Haare? Oder mögen Sie Routinen, weil Sie ihnen Struktur und Sicherheit geben? Damit Sie keine unnötige Lesezeit in diesen Artikel investieren, schicke ich eines gleich vorweg: Ordnung ohne Aufräumroutinen funktioniert nicht. Oder besser gesagt: nicht lange und nicht nebenher. Wenn Sie also zur Fraktion “Aufräumroutinen sind was für langweilige Spießer” gehören, dann brauchen Sie eigentlich gar nicht weiterzulesen. Wenn Sie allerdings auch in nur einer Zelle Ihres Körpers spüren, dass Sie sich mit diesem Gedanken einen Freibrief ausstellen, der Sie im Chaos hält, dann lohnen sich die nächsten 10 Minuten für Sie auf jeden Fall. Und wenn Sie ohnehin Routinen als hilfreiche Alltagsbegleiter schätzen, dann sind Sie hier goldrichtig.
Aufräumroutinen und Spontanität
Als erstes will ich mal mit diesem ärgerlichen Missverständnis aufräumen, dass Routinen – und hier natürlich besonders Aufräumroutinen – nur was für langweilige Menschen sind. Menschen, die keinen Sinn für Spontanität und Kreativität haben. Leute, die zwanghaft kontrollsüchtig sind und ängstlich. Ganz ehrlich? Ich bin wirklich beleidigt, wenn ich solchen Vorurteilen begegne. Ich erlaube mir noch ein wenig mehr Ehrlichkeit: Leute, die mantraartig behaupen, Routinen und sie würden einfach nicht zusammenpassen, weil sie schlicht zu kreativ und spontan seien, suchen meist einfach eine Entschuldigung. Ist es denn nicht eigentlich ein Zeichen von Kreativität offen für Neues zu sein? Warum also nicht mal ein paar Routinen ausprobieren? Ich darf das hier auch so schonungslos sagen, denn ich kenne solche Mantras von mir selbst. “Die Technik und ich passen einfach nicht zusammen” – war jahrelang mein Credo. Bis ich mir damit selbst auf die Nerven gegangen bin und verstanden habe, dass ich mir damit selbst ein Bein stelle. Jahrelang habe ich so ziemlich erfolgreich vieles verhindert, was ich mir insgeheim gewünscht habe.
Mein Tipp für alle, die sich angesprochen fühlen: Entweder Sie stehen klar dazu, dass Sie einfach keinen Bock haben. Der Vorteil für Sie wäre: Sie halten sich die Möglichkeit offen, doch irgendwann mal Bock zu haben. Oder Sie strecken Ihre kreativen Fühler mal in Richtung Aufräumroutinen aus. Was kann schon Schreckliches passieren?
Schlaue Aufräumroutinen als Zeitspender
Sie sind immer noch ein wenig skeptisch? Dann lassen Sie mich jetzt mal ganz ungehemmt das Loblieb der Routine singen.
Wenn ich von Routinen spreche, dann meine ich schlaue Routinen. Schlaue Aufräumroutinen helfen Ihnen
jeden
einzelnen
Tag.
Sie erlösen Sie nämlich von einer ganz anstrengenden Sache: Denkarbeit! Eine gut geölte Aufräumroutine ist wie eine langjährige Assistentin, die
- ganz genau weiß, wann was zu tun ist
- auch nicht soooo spannenden Aufgaben einfach erledigt
- Dinge abarbeitet, ohne dass Sie es überhaupt merken
- nicht nörgelt “ich hab da jetzt keine Lust drauf” oder “wääääh, das ist soooo langweilig”.
Hinter jeder Routine steckt ein Gewinn
Wenn Sie zu den Routinenskeptiker*innen gehören (und bis hierher gelesen haben), dann möchte ich Sie jetzt bitten, sich Ihren Alltag mal vor Augen zu führen. Sie werden natürlich feststellen, dass Sie bereits viele Routinen befolgen. Warum? Denken Sie jetzt “na – weil ich muss”. Auf die Gefahr hin, mich jetzt echt unbeliebt zu machen: ich stelle das vollumfänglich in Frage. Hinter jeder Ihrer Routinen steckt ein Vorteil, den Sie gerne haben möchten und deshalb folgen Sie Ihrer Routine. Sogar morgens aufstehen und in die – vielleicht ungeliebte – gehen. Sie mögen denken, sie werden dazu gezwungen. Aber das ist nicht so. Sie haben einen Vorteil davon: ein festes Einkommen, lustige Kolle*innen, einen kurzen Arbeitsweg. Was auch immer es ist – es ist Ihnen im Moment wichtig genug, dass Sie dazu eine Routine entwickelt haben und ihr folgen.
Nicht anders funktionieren Aufräumroutinen: wir gewichten den Vorteil so hoch, dass wir unserer Routine blind vertrauen.
Aufräumroutinen geben Sicherheit
Womit wir bei einem weiteren Vorteil wären: der Sicherheit, dass etwas funktioniert. Immer und ohne Ausnahme. Wir können und 1000%ig darauf verlassen: wenn wir unseren Aufräumroutinen folgen, bekommen wir immer genau das Ergebnis, nach dem wir streben. Nicht so schlecht, oder?
Die 5 besten Aufräumroutinen
Wenn Sie jetzt doch neugierig geworden sind und sich denken “Na – ein Versuch wäre es wert” dann stelle ich Ihnen jetzt meine besten Aufräumroutinen vor.
1. Wegräumen nach Gebrauch
Das ist die wichtigste Aufräumroutine überhaupt. Alles, was Sie verwendet haben, räumen Sie nach Gebrauch wieder weg. Erst dann ist erledigt, wofür Sie die Dinge gebraucht haben. Ein Beispiele: Der Einkaufszettel ist erst fertig geschrieben, wenn Block und Stift wieder an ihrem Platz sind. Nicht schon, wenn alles notiert ist.
Das Essen ist erst beendet, wenn das Geschirr im Geschirrspüler ist, oder gespült. Die Zutaten wieder an ihrem Platz sind. Die Arbeitsfläche sauber und der Tisch abgeräumt ist. Nicht schon, wenn Sie satt sind.
Beenden Sie Ihre Aufgaben vohrer, haben Sie überall diese kleinen Aufgabenreste herumliegen. Nehmen Sie sich die paar Minuten extra und genießen Sie das Gefühl, Ihre Aufgabe wirklich abgeschlossen zu haben.
Diese Routine geht allerdings erst dann, wenn Sie wirklich für jedes Ding einen festen Platz haben. Eventuell steht davor noch die Bestandsaufnahme an.
2. Post sichten
Die Alltagspost sichte ich jeden Tag. Ohne Ausnahme. Was ich nicht mache: ich erledige die Post nicht. D.h. ich überweise nicht gleich die Rechnungen, lese nicht gleich wichtige Infos, vereinbare nicht gleich Termine. Aber ich sortiere sofort in “To-Do”, “Ablage” und “Altpapier”. Wenn Sie sich für diese Aufräumroutine 2 Minuten jeden Tag nehmen, verabschieden Sie sich automatisch von gemischten Papierstapeln, die überall verteilt sind. Außerdem haben Sie so immer einen Überblick über alles, was zu erledigen ist und kommen nicht in Verzug.
3. Waschmaschine und Spülmaschine
Die Waschmaschine und die Spülmaschine räumen wir immer sofort aus. Jaaaa – auch wenn es spät ist und wir schon müde sind. Auch wir springen nicht begeistert vom Sofa, wenn das durchdringende Piepsen unschön tönt. Trotzdem: wir gewichten den Vorteil des ausgeräumten Geschirrspülers am Morgen und der nicht müffelnden Wäsche höhre als die paar Minuten Arbeit.
4. Wäsche wegräumen
Vor der Wäsche ist nach der Wäsche. Da geht’s uns allen gleich. Wenn die Wäsche trocken ist, legen wir sie sofort zusammen. Wir hängen sie nicht nur ab und legen sie “für später” in den Wäschekorb (den wir nichtmal haben). Jeder und jede in unserer Familie räumt seine/ihre eigene Wäsche zurück in den Schrank. Manche eher – manche (ähm) später. Der Wäscheständer wird eingeklappt und aufgeräumt. Dauer? Maximal 10 Minuten. Ich muss allerdings dazu sagen, dass wir nicht aufwändig herumfalten. Wir sind pragmatische Falter und verzichten gerne auf umständliche “Live-Hacks”.
5. Nichts kaufen!
Ja – auch das ist eine Routine, die erst eingeübt werden will. Nichts kaufen, was wir nicht brauchen. Zwei Fragen helfen dabei besonders gut, sich von den Objekten der Begierde nicht zum Kauf drängen zu lassen:
a) habe ich für Dich eine Alternative, die gut genug funktioniert?
b) weiß ich, wo ich Dich hinstelle?
Zu diesem Thema habe ich schon viel geschrieben – daher belasse ich es jetzt dabei. Wenn Sie mehr dazu lesen möchten, dann können Sie das hier und hier und hier und hier und hier tun.
Ordnung halten ganz nebenbei?
So geht’s!
Die 9 Top-Routinen für Ihren ordentlichen Alltag plus 5 Strategien für Ihr Routine-Training.
Aufräumroutinen und die doofe Lust
Zum Schluss möchte Sie sich noch etwas mitgeben, was ich “langweilige Erwachsenenwahrheit” nenne. Routinen und Lust haben wenig miteinander zu tun. Bei der Routinen geht es nicht darum, etwas aus Lust zu tun. Wenn Sie jeden Tag auf die Lust warten, dann werden Sie jeden Tag ins Bett gehen, ohne Ihre Routinen erledigt zu haben. Das ist übrigens auch etwas, was ich unseren Kindern sage, wenn sie über die mangelnde Lust jammern “Dann machs halt ohne Lust”. Lust haben Sie auf den Vorteil, den Ihnen Ihre Routine verschafft. Z.B. die aufgeräumte Küche am Morgen, oder die übersichtlichen Papiere.
Dasselbe gilt übrigens für die Müdigkeit. Alle Aufräumroutinen sind auch mit leichter Müdigkeit zu meistern. Ehrlich!
Und zum Schluss noch eine wirklich gute Nachricht: wenn Sie es geschafft haben, sich Ihre Aufräumroutinen zu Ihrem ganz privaten schlauen Autopiloten zu machen, dann können Sie es sich auch mal erlauben, auf sie zu pfeifen, ohne befürchten zu müssen, dass das Chaos wieder die Vorherrschaft übernimmt.
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